Armin Sippel ist Klubchef der Grazer FPÖ.

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Die Gestalt mit dem langen blonden Haar und der leichten Sommerbluse steht auffallend steif da. Kein Lächeln huscht über ihre Lippen, sie schweigt geduldig. Ein Schelm, wer sich so das ideale Frauenbild der FPÖ vorstellt. Armin Sippel, der 36-jährige Klubchef der Grazer FPÖ, hatte es mit ihr, einer der Redaktion namentlich nicht bekannten Schaufensterpuppe, die er vor laufender Kamera angrapschte, jedenfalls kurz sogar in internationale Medien geschafft. Er hatte ein Video ins Netz gestellt, in dem er erklären wollte, was man Frauen in Österreich nicht antun darf.

Mit Satire verwechselt

Gerichtet war das Lehrstück an die "sehr geehrten Herrn Asylanten", wie Sippel es formulierte. Deshalb wurden wohl auch arabische Buchstaben ins Bild gehalten, die allerdings keinen Sinn machten, weil man ihre Reihenfolge verwechselt hatte. Vielleicht wissen Sippel und seine Freunde aber auch einfach nicht, dass nicht alle Sprachen der Welt von links nach rechts geschrieben werden. Das Filmchen, mit dem Sippel sich vorgeblich schützend, sprachlich aber besitzergreifend vor "unsere Frauen" stellte, sorgte bekanntlich für nicht enden wollenden Spott in den Weiten des Netzes. Nicht zuletzt deswegen, weil es von einer Partei kam, die sich eifrig gegen einen Grapsch-Paragraphen im österreichischen Gesetzbuch erregte. Viele Menschen, die den Lokalpolitiker nicht kannten, hielten seinen Auftritt zudem für Satire.

Schon nach einem Tag trat Sippel daher am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite den Rückzug an: "Aufgrund der völlig aus dem Ruder gelaufenen Diskussion und der persönlichen Diffamierungen gegenüber meiner Person habe ich das Video vorerst von meiner Seite entfernt." Dem Vernehmen nach dürfte Sippel aber von der Bundes-FPÖ wegen des peinlichen Videos Druck bekommen haben.

Fremdschämen bei Susanne Winter

Salz in seine Wunden streute dann noch ausgerechnet die rechtskräftig verurteilte und mittlerweile sogar aus der FPÖ ausgeschlossene Susanne Winter. Die nun mehr wilde Grazer Mandatarin im Hohen Haus bedauerte auf Facebook, dass sie nicht gewusst hatte, "was da so kommen wird", als sie einst Sippel in den Grazer Gemeinderat geholt hatte. "Seid mir nicht böse, liebe Leute", bittet sie mit Zwinkergesicht.

Apropos Vergangenheit. Wir wollen hier nicht alle Begebenheiten, mit denen Sippel bisher öffentliches Aufsehen erregt hat, auflisten. Ob und wo er im Internet etwa welche T-Shirts bestellte – geschenkt. Nur so viel: Bahnbrechende politische Ideen etwa für Stadtentwicklung, Armutsbekämpfung oder gar für die Gleichstellung der Frau waren bisher keine darunter.

Sippel fand seinen Weg in den Schoß der Partei schon als junger Mann, bevor er 2008 Gemeinderat wurde: über den Ring Freiheitlicher Jugend und den Ring Freiheitlicher Studenten. Dort und in der Burschenschaft Germania schließen manche Männerfreundschaften fürs Leben. Dabei dürfte Sippel aber nicht immer ein glückliches Händchen gehabt haben. Zwei seiner Kameraden waren nämlich unter jenen insgesamt zehn Männern, die vor vier Jahren wegen Überfällen in einem Studentenlokal und beim Public Viewing des WM-Spiels Ghana gegen Deutschland wegen NS-Wiederbetätigung und schwerer Körperverletzung vor Gericht standen.

Österreichische Männerfreundschaften

Hätte Sippel damals in den blauen Jugendorganisationen oder auf der Bude seiner Burschenschaft auch Präventionsfilme gegen sexuelle Belästigung gezeigt, hätte das wenig geändert. Grapschen war etwa beim Überfall im Café Zeppelin nicht das Thema. Die Opfer, unter ihnen auch Frauen, erlitten vielmehr schwere Verletzungen und posttraumatische Belastungsstörungen. Vielleicht probiert es Sippel ja das nächste Mal mit einem Präventionsvideo gegen Rechtsradikalismus und Gewalt. (Colette M. Schmidt, 3.6.2016)