Schriftsteller Egyd Gstättner lebt in seinem Elternhaus in Klagenfurt. Im großen Hobbykeller/Museum fanden früher "legendäre " Rollenspielpartys statt. In den nächsten Tagen wird er hier aber nur Fußball schauen.

"Ich wohne mit meiner jüngeren Tochter Isabella in meinem Elternhaus in der Waidmannsdorfer Straße. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert und war angeblich ein Schwesternheim. Das weiß ich aber nur aus Erzählungen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist es in Familienbesitz.

Der Spielplan hängt schon neben diversen Memorabilien an der Wand: Egyd Gstättner in seiner Fernsehecke im Hobbykeller, der früher ein Kohlekeller war, bereit für die EURO.
Foto: Ferdinand Neumüller

Unterm Dach habe ich mir 2005 ein Büro eingebaut, eine Gaupe in Leichtbaukonstruktion, Holz mit Dämmwolle, mit einer großen Glasfront Richtung Westen. Hier ist es sehr hell, und ich habe es hier im Winter auch sehr warm, das spart Heizkosten. Im Sommer ist es natürlich heiß. Im Juli und August kann man hier tagsüber nicht arbeiten. Nachts geht es dafür umso besser. Ich komme manchmal mitten in der Nacht herauf, um eine Idee, die mir sozusagen im Schlaf gekommen ist, gleich niederzuschreiben. Ich habe davor schon überlegt, mir in der Umgebung irgendwo ein kleines Büro anzumieten, aber da hätte ich dann natürlich nicht mitten in der Nacht im Pyjama hingehen können. In ein Büro zu fahren, um zu dichten, das finde ich auch irgendwie dumm. Leben und Arbeiten ist bei mir immer eins gewesen, das korreliert bzw. korrespondiert, das kann man nicht trennen.

Ich habe außerdem noch ein zweites "Büro", drei Kilometer entfernt am Wörthersee. Da gibt es eine Parkbank, die ich 2005 in meinem Buch Das Mädchen im See zu meinem Büro erklärt habe. Ein Jahr nach Erscheinen des Buches prangte dann plötzlich auf dieser Bank der Schriftzug "Egyds Büro". Ich weiß bis heute nicht, wer mir diese Ehre erwiesen hat: ein Denkmal des Volkes zu Lebzeiten.

Aber zurück zum Haus: Ich bin vor knapp 30 Jahren hier ausgezogen und lebte dann zehn Jahre lang mit meiner ersten Frau im Klagenfurter Osten. Dann haben wir entschieden zurückzukommen. Im ersten Stock befand sich die Wohnung meiner Eltern. Damals lebte auch mein Vater noch. Wir haben uns im Parterre eine Wohneinheit hergerichtet, zu dritt, mit meiner ersten Tochter. Dann hat sich die großfamiliäre Population insofern verschoben, als oben mein Vater gestorben ist, und 45 Tage später kam meine zweite Tochter zur Welt. Plötzlich lebten also unten wesentlich mehr Bewohner als oben, das war schon recht beengt, denn ich hatte mein Schreibbüro ja auch noch unten. Diese Raumnot haben wir ab 2002 insofern gelöst, als ich einen Herzinfarkt bekommen habe. Ich hatte eine Lebensversicherung, die mir ausbezahlt wurde. Gleichzeitig bekam ich unabhängig davon ein Literaturstipendium. Das reichte, um das Haus etwas auszubauen.

Im Hobbykeller wird auch Tischtennis gespielt. Das Büro im Dachausbau ist auch ein Kappen-Museum.
Fotos: Putschögl

Den ehemaligen Kohlekeller hatten wir schon davor zu einem Hobby- und Fernsehkeller ausgebaut. Hier werde ich in den kommenden Wochen viele Stunden verbringen, denn die Fußball-Europameisterschaft steht ja vor der Tür. Anders als die kühnen Optimisten glaube ich nicht, dass Österreich Europameister werden könnte. Das Viertelfinale ist das absolute Maximum, fürchte ich.

Wie Sie sehen, hängen hier auch die Europa- und Weltmeisterteams der vergangenen Jahre, Spanien und Italien. Die aktuellen Weltmeister, die Deutschen, natürlich auch, aber die habe ich hinter dem Fernseher versteckt.

Und in dem Keller hat es früher familienintern legendäre Rollenspielpartys gegeben, "Machtübernahme im Kreml" oder "The Last Taliban Heroes", wir haben im Keller einen Erdlochbunker in Kabul nachgebildet – ziemlich skurril – und alles auf VHS verewigt. Heute ist hier unsere Katze Dandy Hauptbewohnerin. Aber irgendwann soll der Keller das offizielle Gstättner-Museum werden. Irgendwann, wenn die Stadt wieder Geld für ihre großen Söhne und deren Töchter hat." (6.6.2016)