Was Hillary Clinton bei ihrem jüngsten Auftritt von sich gegeben hat, war keine Rede. Das war eine Tirade – eine völlig berechtigte, wohlgemerkt. Schließlich lässt alles, was Trump bisher so verlautbart hat, darauf schließen, dass er all das, was Clinton ihm vorwirft, auch tatsächlich ist: dünnhäutig, erratisch, erschreckend bis schrecklich ahnungslos für jemanden, der sich anschickt, ins Weiße Haus einzuziehen.

Die Schärfe, mit der Clinton ihren Kontrahenten angegriffen hat, kommt zu keinem zufälligen Zeitpunkt. Ihr Wahlkampf verlief zuletzt schleppend: Trump ist ihr in Umfragen auf den Fersen, und der parteiinterne Rivale Bernie Sanders ließ sich bisher ebenso wenig abschütteln wie die Affäre rund um ihren privaten E-Mail-Server.

Doch viel wichtiger als der Tonfall ist die Botschaft, die mitschwingt. Sie richtet sich erstmals nicht an demokratische Wähler, sondern an Unentschlossene und gemäßigte Republikaner. Ihre Essenz: Mag sein, dass ihr wenig mit mir anfangen könnt. Aber immerhin garantiere ich etwas, das Trump nicht kann: dass das Land nicht etwa auf eine Katastrophe wie einen Atomkrieg zusteuert. Als Präsident hätte Trump nicht mehr nur seinen Twitter-Account, sondern das US-Kriegsarsenal zur Verfügung. "Wollen wir, dass Trump den Finger irgendwo in der Nähe des Knopfes hat?", fragte Clinton und spielte damit die Kleinere-Übel-Karte aus. Da lässt sich tatsächlich nur schwer widersprechen. (Anna Giulia Fink, 3.6.2016)