Regelmäßige Gesichtsgymnastik ist wichtig, um Falten zu vermeiden.

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Es ist meistens alles eine Sache des Blicks: Wer das Glück hat, alle fünf Jahre zu einem Maturatreffen eingeladen zu sein, kann ihn schärfen. Die Bilder der einstigen Mitschüler sind tief in den untersten Gehirnschichten verankert, die meisten erkennt man ja auch noch. Doch was hat sich konkret an den Gesichtern verändert?

Die Wahrheit: Es sind die Muskeln. Sie sind einfach ein bisschen lascher geworden. Was sich um Bauch und Beine kaschieren lässt, geht im Gesicht nicht. Die Schwerkraft ändert das Mienenspiel. Da hängen plötzlich die Mundwinkel – nicht weil die Laune mies, sondern die Backenmuskeln schlaff geworden sind. Daraus entwickelt sich eine Kettenreaktion: Hängen die Wangen, vertieft sich die Nasolabialfalte. Ähnlich ist die Dynamik um Stirn und Augen. Da wirkt eine Eigendynamik.

Gesicht trainieren

Das Absurde dabei: Dem Körper gönnt man das Fitnessstudio, dem Gesicht nur die Creme. Auf diese Weise kommt jeder Bereich zu kurz. Dieses Dilemma hat die Kosmetikmarke Aveda als Defizit erkannt. "Was wirklich gegen Falten hilft, ist regelmäßige Gesichtsgymnastik", ist Krista Kily von Aveda überzeugt und schwört auf regelmäßige Gesichtsmassagen. Da wird mit Bürsten und Pinseln gearbeitet, um den Lymphfluss anzuregen und Tränensäcke zum Abschwellen zu bringen. Ein wärmendes Enzympeeling entspannt, das Verweilen auf Druckpunkten an Schläfe, Nasenwurzel und Kinn kann sogar selbst praktiziert werden.

Das alles lockert nicht nur, sondern schafft eine gewisse Aufmerksamkeit für die Gesichtsarchitektur, sagt sie, und gut, wenn es dafür spezielle Öle und Cremen gibt, die machen Massagen nämlich um einiges entspannender als das Reiben auf nackter Haut. Tulasara heißt ein neues Ritual, das es ab Herbst in Aveda-Salons geben wird.

Der Nebeneffekt: sich seiner Gesichtsmuskulatur und ihrer Auswirkungen auf die Mimik bewusst werden. Und mehrmals stündlich lächeln. Nicht, weil man guter Laune ist, sondern um der Schwerkraft der Wangen ein Gegengewicht zu setzen. Würde auch Angela Merkel gut tun.

Besser allein

Besonders effektiv ist laut Krista Kiley auch das Grimassenschneiden: Backen aufblasen, Mund verziehen, Nase rümpfen oder den Kopf nach hinten strecken, um das Doppelkinn ein bisschen auszubügeln. Um nicht wunderlich zu wirken, sollte man dafür wohl eher die Einsamkeit suchen.

Die Einsamkeit des Badezimmers zum Beispiel. Dort könnte man dann auch alle Cremen anwenden, die der tägliche Eigenmassage förderlich wären. Kosmetikmarken wie Sensai haben den positiven Effekt solcher Streicheleinheiten auch schon länger erkannt, und legen ihren Produkten Trainingsanleitungen zur Gesichtsgymnastik bei.

Je älter man wird, umso öfter sollte man kleine Übungseinheiten einbauen. Das ist eine alte Weisheit für Körper und Gesicht. Also Mundwinkel nach oben, wenn Anti-Aging ein Erfolg sein soll. (Karin Pollack, 7.6.2016)