Prag – Der deutsch-tschechische Verleger und Sozialdemokrat Tomas Kosta ist tot. Er starb in der Nacht auf Montag in Frankfurt am Main, wie die Föderation jüdischer Gemeinden Tschechiens am Dienstag mitteilte. Kosta war 1968 nach dem Sowjet-Einmarsch aus der Tschechoslowakei in die Bundesrepublik emigriert.

Als Geschäftsführer des Kindler- und später des Bund-Verlages unterstützte er Dissidenten aus CSSR und DDR wie Vaclav Havel (1936-2011), Jiri Grusa (1938-2011) und Rudolf Bahro (1935-1997). Als Chef der Europäischen Verlagsanstalt (EVA) gab er mit Heinrich Böll und Günter Grass die Zeitschrift "L 76" (später "L 80") heraus, die Exil-Autoren ein Forum bieten sollte.

Gründung des Atlantis-Verlags

Auf Anregung Havels half Kosta nach der demokratischen Wende von 1989 in Tschechien bei der Gründung des Atlantis-Verlags in Brno (Brünn). Er wurde Berater von drei tschechischen Ministerpräsidenten für die deutschsprachigen Länder. Nordrhein-Westfalen verlieh ihm den Professoren-Titel, die Bundesrepublik das Große Verdienstkreuz.

Kosta war 1925 in Prag in eine säkularisierte jüdische Familie hineingeboren worden und hatte die NS-Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz und Buchenwald überlebt. Er soll auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag beigesetzt werden. (APA, 7.6.2016)