Der schnörkellose Touran reiht sich im Format lückenlos zwischen Golf Sportsvan und Sharan ein. Nachteil 1: Vans sind nicht mehr sehr gefragt. Nachteil 2: Das VW-Design wird ziemlich verwechselbar.

Foto: Stockinger

Gleich hinter der Klappe verbergen sich zwei weitere Sitze, sie sind im Nu aufgestellt und ebenso rasch wieder plan versenkt.

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Das Panoramaglasschiebedach verleiht dem Van eine luftige Note.

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In der Touran-Langzeitbeobachtung ergibt sich folgendes Bild: perfekte Familienkutsche mit leichten Mucken im Detail. Da fiel einmal das Navi für zwei Tage aus. Ohne Vorwarnung, muh oder mäh. Aus der Fülle an Nullen und Einsen, die das digitale Zeitalter bereithält, hatte sich das System für null entschieden.

Dann war es plötzlich wieder da, als wäre nichts gewesen und als stünden zwei Ruhetage in der Woche auch einem VW-Navigationssystem zu. Ansonsten wäre zum Navi zu sagen: Zwar Touchscreen, was nicht jeder mag, auch wegen der bisweilen suboptimalen Bedienung während der Fahrt, indes ist die Bedienführung (inkl. Näherungssensor) VW-typisch durchdacht.

Schwäche im Detail

Andere Schwäche im Detail: das an und für sich löbliche Doppelkupplungsgetriebe. Diese (bauarttypische; das betrifft nicht VW allein) Wartezeit im Retourgang, muss die wirklich sein? Birgt konkrete Gefahrenmomente, wenn man bergauf oder bergab steht und das Auto rollt, bevor der Gang greift. Mit der Finger-Handbremse hilft man sich in solchen Fällen aus. Beseitigung wäre ein Weiterentwicklungsdesideratum.

Ansonsten aber: eitel Wonne. Materialanmutung? Top. Qualitätseindruck nach 20.000 Kilometern? Da scheppert nix. Der Touran ist ein geradezu perfekt auf den Einsatzzweck zugeschnittenes Fahrzeug. Schnörkelloses Design Marke "Mein Heim ist mein Kastl" erträgt man auch nach Jahren noch ohne Brechreiz und ist mit 4,53 m Länge noch kein allzu großer Parkplatzsucherfeind.

Riesiges Panoramaglasschiebedach

Innen großzügige Platzverhältnisse sowie Ablagen sonder Zahl: große Fächer in den Türen; gummiertes Fach (damit nichts wegrutscht) vor dem Ganghebel; zwei Becherhalter dahinter; Fach unter der Mittelarmlehne; nicht allzu großes Handschuhfach; dafür dann aber noch eines vorn mittig vor der Windschutzscheibe und eines links neben dem Lenkrad, unter der Lüftungsdüse.

Entfallen hingegen ist die Fächerbatterie am Dachhimmel, (Sonnen-)Brillen oder so muss man jetzt anderswo deponieren. Dafür aber: riesiges Panoramaglasschiebedach. Reicht bis zum Ende der zweiten Sitzreihe. Verleiht dem Van luftigen Charakter und regt nächtens an zur Sternenhimmelprospektion – ein probates Mittel auch, Kinder zum Schlafen zu bringen; und hegt man sommers Sorge vor übermäßigem Aufheizen des Innenraums: Rouleau zu, Jalousie dicht.

Herzaubern, wegzaubern

Die beiden Sitze in Reihe drei sind normal plan versenkt im Kofferraumboden, bei Bedarf aber mit einem Handgriff aufgestellt.

War noch was? Motor. Überraschend kultiviert im Klang und mit 150 PS und 340 Nm geradezu eine Idealbestückung für den Touran. Geht angemessen temperamentvoll zu Werke und schlägt beim Verbrauch nicht über die Stränge. Auf 6,6 l / 100 km kamen wir laut Bordcomputer letztlich.

Allrad ist für den Touran nicht erhältlich. Mangelnde Nachfrage, heißt es. Anders als bei den SUVs. Denen gehört die Welt. Andererseits drängt gerade BMW ins Van-Segment, und im direkten Vergleich mit dem praktisch gleich großen 2er Gran Tourer ergibt sich Folgendes: Der Weißblaue ist dem Wolfsburger im Fahrkapitel über. Handling, Direktheit der Lenkung, Abroll-, Kurveneigenschaften, das ist die Domäne von BMW.

Die Schokoladenseiten

Aber erstens verlangt das vermutlich keiner wirklich von einem Van und zweitens zählen auch beim Touran die Fahreigenschaften zu den Schokoladenseiten. Mit dem geht man auch jederzeit gerne auf die Langstrecke.

Beim Design hingegen, BMW ab B-Säule: naja. Und bei der Raumnutzung, der Durchdachtheit bis ins Detail, da schnupft der VW den BMW weg. (Andreas Stockinger, 14.6.2016)