Paris – In Paris ist es am Rande einer Großdemonstration gegen die geplante Arbeitsmarktreform der Regierung zu Krawallen gekommen. Gruppen maskierter Jugendlicher schlugen am Dienstag Fenster ein und bewarfen Polizisten mit Steinen. Diese setzten Tränengas und Wasserwerfer ein. Zu der Demonstration hatte unter anderem die Gewerkschaft CGT aufgerufen. Die Teilnehmer machten ihrem Ärger über die geplanten Änderungen Luft, die es Arbeitgebern erleichtern, Mitarbeiter zu entlassen.

Höchst unterschiedliche Angaben machten Veranstalter und Polizei über die Zahl der Demonstranten. Die mit der CGT verbündete Gewerkschaft Force Ouvriere gab die Zahl der Teilnehmer in Paris mit einer Million an, die Polizei sprach von 75.000 bis 80.000. Die CGT erklärte, im ganzen Land hätten sich 1,3 Millionen Menschen an den Protesten beteiligt.

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In vielen größeren Städten wurde am Dienstag erneut protestiert, hier in Marseille.
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Nach Angaben der Polizei wurden bei den Krawallen 20 Beamte und sechs Demonstranten verletzt. 21 Personen seien festgenommen worden. Polizei und Regierung hatten im Vorfeld gewarnt, es gebe gewaltbereite Jugendliche, die die Proteste missbrauchen wollten. Die Polizei in Paris ist angesichts der Anschlagsgefahr während der Fußball-Europameisterschaft ohnehin in höchster Alarmbereitschaft.

"Der Kampf ist noch lange nicht vorbei", sagte CGT-Chef Philippe Martinez. Der Eiffelturm musste schließen, da sich die Mitarbeiter des größten Besuchermagneten des Landes den Demonstranten anschlossen. Parallel streikten erneut auch Mitarbeiter der Staatsbahn SNCF. Allerdings gab es deutlich weniger Zugausfälle als bei einem Streik vor zwei Wochen. Zeitgleiche Proteste von Taxifahrern behinderten zudem den Verkehr im Westen der Stadt. Sie wehren sich gegen neue Konkurrenz durch unregulierte Wettbewerber.

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Die Demonstranten zeigen der Regierung von Präsident Hollande die rote Karte.
Foto: REUTERS/Yves Herman

Trotz der seit Wochen anhaltenden Proteste beharrt die sozialistische Regierung von Präsident Francois Hollande auf den Reformen zur Liberalisierung des Arbeitsmarktes. Sie sehen vor, betriebsbedingte Kündigungen zu erleichtern und so die Hürde für Neueinstellungen zu senken, um die hohe Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen.

Tränengaseinsatz
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Die nach europäischen Standards berechnete Arbeitslosenquote in Frankreich ist mit zehn Prozent mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Meinungsumfragen zufolge sind etwa 80 Prozent gegen die Arbeitsmarktreform. Eine Mehrheit findet aber auch die Proteste nicht in Ordnung. (Reuters 14.6.2016)