Athens – Zum Rothirsch dürften die meisten unwillkürlich "Wald" assoziieren, zumindest hier in Mitteleuropa. Tatsächlich ist Europas zweitgrößte Hirschart erst mit der Ausbreitung des Menschen nach und nach zum Waldbewohner geworden – davor lebten die Tiere eher in Gebieten mit gemischten Bewuchs oder sogar in ganz offenen Landschaften.

Und sie dürften über weite Strecken gewandert sein, berichten Forscher der University of Georgia nach Fossilienfunden aus dem Adriaraum. Heute gibt es an den dichtbesiedelten Adriaküsten keine Rothirsche mehr. In der Altsteinzeit zogen sie offenbar jedoch mit dem Wechsel der Jahreszeiten die Küste entlang.

Auf Wanderschaft

Das Team um Suzanne Pilaar Birch analysierte die 12.000 bis 8.000 Jahre alten fossilen Zähne von Rothirschen, Steinböcken und Gämsen aus drei Höhlen, die einst von Menschen bewohnt wurden. Dabei interessierte sie der Anteil eines Sauerstoffisotops, das bei migrierenden Tieren eine geringere Schwankungsbreite als bei ortstreuen aufweist. Es zeigte sich, dass die Hirsche – anders als die beiden Spezies von Ziegenartigen – regelmäßig gewandert sein müssen; und die als Jäger und Sammler lebenden Menschen sind ihnen gefolgt.

Die Forscher konnten über die Isotopenanalyse aber auch mitverfolgen, wie sich die Lebensweise der Hirsche im Lauf der Jahrtausende verändert hat. Je weiter es von der Alt- auf die Mittelsteinzeit zuging, desto geringer wurden die Entfernungen, die die Hirsche zurücklegten oder noch zurücklegen konnten. (red, 19.6.2016)