Wien – "Kurzfristig hilft es, langfristig ist es jedoch keine Lösung." Klement Knapp ist Landwirt in 25. Generation. Zwölf Milchkühe und neun Mutterkühe grasen auf dem steirischen Hof seiner Familie auf 1.100 Höhenmeter. Das Auf und Ab der Märkte verfolgt er seit Jahrzehnten. Von der neuen finanziellen Hilfe der Politik für die Milchbauern verspricht er sich nur wenig. Es brauche andere Ansätze, ist er überzeugt: eine Produktion ohne massive Futtermittelimporte etwa. Ernten, die der Boden aus eigener Kraft hergebe. Und mehr Ernährungssouveränität: das erzeugen, was das eigene Land braucht. Das Problem unrentabler Überschüsse regle sich so von selbst.

Falsch beraten

Knapps Betrieb liefert Bioheumilch. Etwas weniger als 50 Cent erhält er pro Kilo, das sind um zehn weniger als vor einem Jahr, aber es ist immer noch weit mehr, als Kollegen der konventionellen Landwirtschaft verdienen. Manche seien falsch beraten worden, in den Teufelskreis aus Krediten und den Druck, die Einnahmen steigern zu müssen, geraten, sagt er. Letztlich müsse aber jeder Bauer selbst entscheiden, welche Wege er gehe.

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Die Kuh im politischen Fokus: In der landwirtschaftlichen Ausbildung wird Leistungssteigerung gelehrt. Nun wird diese zum Reibebaum.
Foto: dpa, Seeger

Und diese führen derzeit in alle Richtungen. Einig sind sich viele Landwirte nur darin, dass die aktuelle Finanzhilfe das Übel nicht an der Wurzel packt. Kritik an den Plänen von VP-Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter hagelt es auch aus dem Parlament.

Rabatt trotz hoher Förderung

Das Milchpaket sei kein Milchpaket, heißt es. Das Vorhaben, Sozialversicherungsbeiträge für ein Quartal zu erlassen, soll nämlich für alle Bauern gelten. Und davon profitierten vor allem Großbetriebe, besonders kuhlose Höfe, so der Tenor. Betriebe also, die ohnehin hohe Agrarförderungen erhielten.

Laut dem "Grünen Bericht" zahlen Kleinbetriebe 933 Euro an Sozialversicherungsbeiträgen. Ein kuhloser "Marktfruchtbetrieb" leiste 2.430 Euro. Ein Rabatt bevorzuge also die Großen, wird kritisiert.

Zweifel gibt es in der Branche, ob die Bauern ihre Kuhbestände aufgrund der niedrigen Milchpreise tatsächlich reduzieren. Österreichs Rinderbörse erlebt derzeit nämlich trotz lebhafter Nachfrage nach Fleisch ein sinkendes Angebot an Schlachtkühen, was wiederum Fleischpreise steigen lässt.

Rudolf Rogl, Chef der Börse, die jährlich rund 90.000 Kälber und Rinder vermittelt, bringt Licht in die Diskrepanz. Dass derzeit weniger Rinderbestände abgebaut werden, sei saisonal bedingt, sagt er. Tatsächlich liege der Preis für Schlachtkühe um jeweils 120 bis 140 Euro unter dem Niveau des Vorjahres. Regional unterschiedlich, aber doch hätten die Bauern ihre Bestände leicht an den angespannten Milchmarkt angepasst. (Johanna Ruzicka, Verena Kainrath, 15.6.2016)