Es soll eine Zeit gegeben haben, in der es kein Internet gab. Da konnte es einem passieren, dass ein peinliches, anzügliches oder gar diffamierendes Foto, auf dem man selbst zu sehen ist, im Bekanntenkreis herumgezeigt wurde. Das war demütigend.

Wir leben in einer Zeit, in der schon Kinder über soziale Medien kommunizieren. Peinliche, anzügliche, diffamierende Fotos und Videoaufnahmen ganz normaler Leute können sich im Netz verbreiten wie der neueste Youtube-Trend. Ausrutscher, die Dummheiten einer durchzechten Nacht, Fehler, die jeder macht, selbst Aufnahmen einer Straftat können "viral gehen". Das kann Leben zerstören, den Arbeitsplatz kosten, Menschen in den Suizid treiben.

Seit Anfang des Jahres kennt das österreichische Strafrecht den Begriff Cybermobbing. Rechtsexperten beklagen, dass das neue Gesetz viel Spielraum lässt, klassische Onlinetäter womöglich nicht belangt werden können. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum mehr, doch das Bewusstsein dafür wächst viel langsamer als die Liste an Unrechtstaten, die dort passieren.

Einer OECD-Studie zufolge werden in Österreich so viele Schüler Opfer von Mobbing wie in keinem anderen untersuchten Land – zahlreiche von ihnen im Internet, einem Ort, an dem sich die meisten Teenager wie zu Hause, viele Politiker und Juristen jedoch wie auf Neuland bewegen. Unser Strafrecht muss das Terrain endlich erobern. (Katharina Mittelstaedt, 17.6.2016)