Der Stromverbrauch soll also neu vermessen werden, mit einem Smart Meter. Klingt interessant. Das Urmeter, ein Stab aus Platin und Iridium, wird in Breteuil nahe Paris aufbewahrt; der Smart Meter hingegen soll, geht es nach den Plänen des Wirtschaftsministeriums, schneller als anderswo in Europa in (fast) jedem Haushalt hängen. Nicht erst 2020, sondern schon 2019, und nicht nur in 80, sondern in 95 Prozent der Eingänge oder Keller.

Die Netzgesellschaften sagen aber jetzt schon: Das schaffen wir nie, die verbleibende Zeit ist zu knapp. Und hoffen, dass die schärfere Österreich-Gangart aufgeweicht und nachträglich an die kommoderen EU-Vorgaben angepasst wird. Das zu machen hieße aber, die Faulen zu belohnen und die Tüchtigen zu bestrafen. Nicht alle Netzgesellschaften haben seit Erlass der Verordnung vor gut vier Jahren nichts gemacht, außer Widerstand zu leisten. Manche, wenn auch wenige, haben zeitgerecht investiert. Sie sollten nicht bestraft werden, auch wenn es rund um die intelligenten Zähler tatsächlich viel Unintelligentes gibt.

Anhänger sagen, Smart Meter brächten erstmals Licht in die Verbrauchspraktiken der Haushalte. Wer aber sagt, dass die Verbraucher das wollen? Ohne emotionale Beziehung zu dem Gerät wird null passieren im Verhalten. Strom zu verbrauchen, wenn genug da ist, und zu sparen, wenn er fehlt, war bisher aber das größte Argument für den Zähler. Ein Smartphone wird der Smart Meter wohl nie mehr. (Günther Strobl, 19.6.2016)