In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Arbeitswelt stark verändert – mit der Folge, dass immer mehr Personen mehrfachversichert sind, weil sie sowohl selbstständig als auch angestellt sind.

Allein in Wien ist jeder fünfte Unternehmer auch unselbstständig erwerbstätig. Neben großem administrativem Aufwand für die Versicherten geht ihnen dadurch auch häufig wegen Überzahlungen Geld verloren. Es ist daher an der Zeit, das System der Mehrfachversicherung zu hinterfragen und der aktuellen Lebenswelt der Versicherten anzupassen.

Mehr Wettbewerb ...

Wir haben daher einen Vorschlag ausgearbeitet, der zu mehr Akzeptanz, Transparenz und vor allem Wettbewerb zwischen den öffentlichen Sozialversicherungsträgern führt.

Und so sieht das neue Modell in der Praxis aus: Entscheidet sich ein Mehrfachversicherter für die "Leadversicherung" SVA der Selbstständigen, so sollen ausschließlich die von der SVA vorgesehenen Leistungen zur Anwendung kommen. Und vice versa gilt das auch bei der Entscheidung für die Gebietskrankenkasse der Angestellten. Das jeweilige Leistungssystem hat für den Versicherten Vor- und Nachteile. Hier Selbstbehalte, dort mehr Wartezeiten. Unterschiede bei den Kostenrückerstattungen beispielsweise bei den Heilbehelfen oder beim Krankengeld usw.

... und Transparenz

Der Versicherte entscheidet, welchen Leistungskatalog er für seine Situation für besser hält. Denn niemand versteht, warum er zwei Sozialversicherungen bezahlen soll. Deshalb sollen in unserem Modell die mehrfachversicherten Unternehmer in Zukunft nicht mit zwei oder mehr Sozialversicherungen ihre schwer nachvollziehbaren Beitragsabrechnungen abwickeln, sondern nur mehr mit einer.

Versicherungspflicht statt Pflichtversicherung! Das wäre ein mutiger und wichtiger Schritt hin zu einer kundenfreundlicheren Sozialversicherung, die sowohl den Versicherten als auch den Trägern Vorteile bringt. (Walter Ruck, 20.6.2016)