Wien – Die Wall Street. Der Hamburger. Das Empire State Building. Der Hollywood-Schriftzug. Alles amerikanische Ikonen. Und alle porträtiert in der Buchreihe "American Icons". Der erste Entertainer, der von der Yale University Press in diese Serie aufgenommen wurde, war Fred Astaire, elegant beschrieben von Joseph Epstein.

Denn Astaire (1899–1987), eigentlich Frederick Austerlitz und Sohn eines nach Nebraska ausgewanderten Linzers und einer deutschstämmigen Amerikanerin, ist der Inbegriff des Tanzes im 20. Jahrhundert. Im Frack, schwebend, graziös, von stupender Eleganz und charismatischem Charme nicht nur in den zehn Filmen mit Ginger Rogers (Top Hat, Swing Time), sondern noch 1953 mit Cyd Charisse in The Bandwagon und 1956 in Daddy Longlegs. Dabei waren Astaires Anlagen als filmischer "leading man" eigentlich gar nicht vorhanden: zu große Hände, zu wenig Haare, eine zu breite Stirn, die das Gesicht mit spitzem Kinn noch länger machte.

Tanzen in reiner Perfektion

Wie er es zum Weltstar schaffte, davon erzählt Perikles Monioudis, der in Berlin lebende Schweizer, in Frederick. Es ist nach mehreren Jahren Stille das erzählerische Comeback des heute 50-Jährigen. In zeitlichen Sprüngen erzählt er die Stationen der Karriere von Fred und seiner älteren temperamentvollen Schwester Adele nach, bis 1932 seine Tanzpartnerin – dann heiratete sie, erst einen irischen Adligen, später einen CIA-Direktor.

Monioudis fängt mit dem Fünfjährigen an, frisch nach New York übersiedelt, den ersten Auftritten, dann der jahrelangen Vaudeville-Ochsentour, ersten Erfolgen, noch größeren Erfolgen, schließlich – ohne Adele – Hollywood. Der Film ist Astaires Medium, weil er hier, und das wird bei Monioudis deutlich, so tanzen will und kann wie erträumt: in reiner Perfektion. Und für sich.

Kathleen Riley hat ein schönes Buch über Fred und Adele geschrieben, John Franseschina hat 2012 Hermes Pan eine kundige Monografie gewidmet, Hanna Hyam klug die Astaire-Rogers Partnership 1934–1938 beschrieben. Bei allen hat sich Monioudis wohl informiert für seine romanbiografische Um- und Einkreisung.

Keine Skandale oder Exzesse

Dass Astaires Autobiografie überschaubar erhellend ist und es auch keine ausgreifende Lebensbeschreibung über ihn gibt, liegt schlichtweg daran, dass der Privatmann Astaire wenig hergibt. Keine Skandale, keine Exzesse, kein Heiraten-Scheidung-Heiraten. Im Gegensatz etwa zu Gene Kelly, dem athletischeren Tänzer, gibt es von Fred Astaire aber auch keine einheitliche Kollektion seiner Filme auf DVD oder Blu-Ray.

So geschickt und in den Tanzbeschreibungspassagen anmutig, so altfränkisch, holpernd und erstaunlich unmelodisch ist Monioudis' Prosa an anderen Stellen. Dramaturgisch wenig einleuchtend ist die wiederholte Einführung E. T. A. Hoffmannesker Figuren, mal im dunklen, mal im hellen Anzug, mal Autoüberführer, gedacht wohl als externalisierte Skrupel- und Gedankendoppelgänger. Was abwegig bis abstrus ist. An keiner Stelle leuchtet diese Methode auch nur im Mindesten ein. So ist dies ein auf aparte Weise verunglückter Roman. (Alexander Kluy, 21.6.2016)