Thomas Drozda kündigt mehr Geld für die freie Szene an.

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Wien – Betont lässig gab sich Neo-Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) bei der Vorstellung seines "New Deal" für den Kulturbereich am Mittwoch im Bundeskanzleramt. Nicht nur das Wording, auch das perfekt sitzende Fischgrätsakko (das für die Kameras wegen Flimmergefahr flugs noch einmal gewechselt wird) fügte sich an die Stilvorgabe des Bundeskanzlers.

Im Büro am Minoritenplatz 3 hängen neue Bilder (Esther Stocker, Hubert Schmalix, Oskar Kokoschka), das Palais wolle er "öffnen", verkündet Drozda. Ein Ort für Intellektuelle solle es werden, ein Verhandlungs- und Debattenraum.

Thomas Drozda hat fast 20 Jahre als Leitungsorgan in großen Kulturtankern (Burgtheater, Vereinigte Bühnen Wien) hinter sich. Den Verdacht, nur auf das finanzielle Auslangen der Großen zu schielen, will der Minister gar nicht erst aufkommen lassen.

"Riesiger Nachholbedarf"

Entsprechend stark hob Drozda bei der Präsentation erster kulturpolitischer Eckpunkte bis zum Jahr 2018 seinen Fokus auf kleinere Kulturinitiativen hervor, inhaltlich wolle man sich auf "Zeitgenössisches" konzentrieren. Man habe hier "riesigen Nachholbedarf". Konkret sollen die 600 Stipendien für Künstler von 1.100 Euro auf 1.300 Euro monatlich angehoben werden. In der Wattgasse will man bis 2017 um 108.000 Euro 10 neue Ateliers geschaffen haben. Der "freien Szene" sollen mit derlei Maßnahmen bis 2018 insgesamt fünf Millionen Euro mehr (derzeit 46 Millionen) zugute kommen.

Ein weiterer Schwerpunkt soll beim Thema "Kunst und Integration" gesetzt werden. Ein ausgeschriebener Call unter dem Titel "zusammen:wachsen" wird von 200.000 auf 300.000 Euro aufgestockt. Geplant sei auch eine bundesweite Aktionswoche zum Thema.

Investiert wird in ein neues Depot für das Technische Museum (vier Millionen), die Sanierung des Volkstheaters (zwölf Millionen) und den Bau des neuen Weltmuseums (zwölf Millionen). Beim Haus der Geschichte in der Neuen Burg indes, können erst nach einem Okay des Finanzministeriums bei den kommenden Budgetverhandlungen im Herbst nächste Schritte gesetzt werden. Klar stellte Drozda, dass der angepeilte Eröffnungstermin 2018 nicht mehr zu halten sei. "2019 ist relativ wahrscheinlich".

"Step by Step"

Am Finanzminister hänge es auch, ob man in Zukunft eine Valorisierung, eine automatische Inflationsanpassung der jährlichen Bundesförderungen, erreichen werde. Er, Drozda, hielte das für "essentiell". Mit dem Ausbau dreijähriger Budgetvereinbarungen komme man der Sache schon näher. "Eine Valorisierung gelingt sicher nicht handstreichartig, aber vielleicht ‚Step by Step‘", hielt Drozda fest.

"Professionalisieren" will der Minister bei den Kontrollorganen der Bundeseinrichtungen. So werde künftig für alle Bundesmuseen ein gemeinsamer Wirtschaftsprüfer bestellt werden. "Die Abschlussprüfungen sollen de facto aus einer Hand kommen".

Seine eigenen Hände wusch Drozda erneut in Unschuld. Vorwürfe einer Verwicklung in das Finanzdebakel am Burgtheater, wo er vor der Ära Hartmann/Stantejsky als kaufmännischer Geschäftsführer fungierte, wischte er vom Tisch: "Ich bin weder steuerrechtlich noch organverantwortlich in die Pflicht genommen worden. Meine Verantwortung ist juristisch vollständig geklärt." (Stefan Weiss, 22.6.2016)