Harriet Krijgh: "Es sollte nie der Mut verlorengehen, die Intimität im gemeinsamen Musikmachen zu suchen und herauszufordern. Daher würde ich fast meinen, dass alle Formen von Musikmachen Kammermusik sind."

Foto: Borggreve

Wien – Harriet Krijgh ist längst ein beachteter Teil der Klassikszene, im Wiener Musikverein wird sie in der kommenden Saison mit drei Konzerten zu erleben sein. Auch wird sie Nachfolgerin von Kollegin Janine Jansen als Leiterin des Kammermusikfestivals Utrecht. Auf Burg Feistritz ist Krijgh allerdings längst auch programmatisch tätig. Bei Harriet & Friends – aber warum eigentlich?

"Das Spielen von Kammermusik ist für mich das Zentrum des Musizierens, eine ganz intime Art zu kommunizieren, die auf gegenseitigem Vertrauen beruht", sagt Krijgh. Es wäre "eine Herzensangelegenheit und ein Privileg" gewesen, dies "mit Freunden und den besten Kollegen machen zu können. Sich eine Woche lang auf höchstem Niveau intensiv der Kammermusik zu widmen, ist ein Prozess, der enorm verbindet. Eine große Inspiration ist auch die Burg Feistritz. Es ist ein unbeschreiblicher Ort, an dem man gewesen sein muss, um zu verstehen, was ich meine."

Viel Grübeln über Programme

Ihre Programme, die Wiener Klassik mit Romantik mischen, aber auch Olivier Messiaen und Philip Glass integrieren, kommen nach ausgiebigem Grübeln zustande: "Ich denke sehr lange über Programme nach. Teilweise arbeite ich mehrere Monate daran. Ich versuche alles aus der Sicht des Publikums zu betrachten, aber auch aus der Sicht der Musiker. Letztlich ist das Programm aber meine persönliche Weltreise, auf die ich das Publikum mitnehmen möchte! Ich versuche dabei natürlich, jedes Konzert farbenreich zu gestalten. Von bekannten Werken bis hin zu kleinen Herausforderungen soll etwas dabei sein." Auch lasse sie sich durch die "drei Spielstätten inspirieren, den Rittersaal der Burg, die Kirche und die ehemalige Reitschule".

Was bedeute ihr Kammermusik eigentlich im Vergleich zur Zusammenarbeit mit großen Orchestern? Harriet Krijgh: "Im Allgemeinen finde ich, dass das Musizieren oft zu sehr kategorisiert wird – ob man zu zweit spielt oder in einem größeren Ensemble oder im Orchester. Es sollte niemals der Mut verlorengehen, die Intimität im gemeinsamen Musikmachen zu suchen und sie herauszufordern. Daher würde ich fast sagen, dass eigentlich jede Form des Musizierens Kammermusik ist." (Ljubisa Tosic, 27.6.2016)