Die US-Amerikanerin Demelza Hays bleibt sicher noch drei Jahre lang in Liechtenstein.

Foto: Universität Liechtenstein

Kann eine Kryptowährung wie Bitcoin in Zukunft ein wichtiger Bestandteil eines Anlageportfolios sein? Dieser Frage widmet sich Demelza Hays in ihrer Doktorarbeit am Lehrstuhl für Finance an der Universität Liechtenstein. Die 25-jährige Amerikanerin will dabei untersuchen, wie sich Bitcoin als Assetklasse – also als bestimmte Investmentklasse – von anderen Möglichkeiten wie Gold unterscheidet und ob sich die Aufnahme in ein solches Portfolio eignet. "Ich will untersuchen, ob die Hereinnahme von Bitcoin für Privatanleger, aber auch für Regierungen eine gute Idee ist", sagt Hays. Dazu analysiert sie unter anderem die Entwicklung des Verhältnisses zwischen dieser dezentralen Geldeinheit und Öl oder Gold. Der Hintergrund: Bitcoin könnte dazu verwendet werden, die Volatilität eines Anlageportfolios aufzuzeigen. "Interessant ist vor allem die Korrelation zu Gold."

Wie kommt es, dass eine amerikanische Wirtschaftsexpertin in einer Erbmonarchie über digitales Geld forscht? Das Interesse an der dortigen Universität wurde von der Fürstenfamilie geweckt, berichtet Hays: Bei einer Konferenz des "European Center of Austrian Economics Foundation" (ECAEF), bei dem unter anderem auch Erhard Busek als Experte geführt wird, wurde sie auf die Vorzüge von Liechtenstein aufmerksam. Dieser liberale Thinktank wird von Michael von und zu Liechtenstein geführt, dem Cousin des Staatsoberhaupts Hans-Adam II., und widmet sich den Ideen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Demelza Hays selbst zeigt sich von den Ideen eines Ludwig von Mises beeindruckt und bezeichnet sich als "klassisch liberal".

Für Bitcoin interessiert sie sich seit drei Jahren. "Bei dieser Währung kann man die Inflationsrate der nächsten 140 Jahre vorhersehen, bei echtem Geld nicht mal für die nächste Woche", argumentiert Hays.

Die dezentralen Gestaltungsmöglichkeiten mit Bitcoin seien eine interessante Alternative zu der herkömmlichen Geldverteilung. "Wenn Geld gedruckt wird, geht es zunächst in den Finanzsektor und wird von dort weiterverteilt, manche sehen davon gar nichts. Sie bemerken aber die steigenden Preise", sagt Hays. So werde eine "Illusion von Reichtum" erzeugt, den es gar nicht gebe. Bitcoin könnte vielen Menschen die Möglichkeit zum Sparen geben, die sie sonst nicht hätten – etwa weil sie kein Konto haben. Zudem könnte man das digitale Geld zu niedrigen Kosten überall hinsenden. Mögliche negative Aspekte von Bitcoin will Hays nicht verschweigen: "Es könnte ebenso wie Cash für illegale Aktionen verwendet werden."

Die nächsten drei Jahre wird Demelza Hays sicher in Liechtenstein bleiben, ab kommendem Jahr wird sie Bitcoin-Lehrveranstaltungen halten. "Derzeit wird das nur an fünf Universitäten weltweit angeboten." Hays hatte ihren Bachelor in Economics an der University South Florida 2012 abgeschlossen, danach in einem Projekt im Punjab in Indien die Auswirkungen von Mikrofinanzlösungen in der Praxis untersucht und 2015 ihren Master an der Toulouse School of Economics absolviert. An Liechtenstein schätzt sie die ländliche Umgebung und die Sauberkeit; Wandern ist ihre liebste Freizeitbeschäftigung. (Robert Prazak, 2.7.2016)