Wien – Hofer schlägt Fischer und Kern im Glaubwürdigkeitsranking. Wie bitte? In der aktuellen Umfrage des Politikberatungsunternehmens Klar gemeinsam mit dem Marktforscher Sora wurden Organisationen, Unternehmen und Politiker auf deren Glaubwürdigkeit abgeklopft – und der Diskonter Hofer (nicht zu verwechseln mit dem freiheitlichen Politiker, dessen Daten gar nicht erhoben wurden) landet mit 82 Prozent an der Spitze der Unternehmen, Heinz Fischer an der Spitze der Politiker (mit 72 Prozent vor Christian Kern mit 53).

Die höchste besitzt die Feuerwehr: 98 Prozent sehen sie als glaubwürdig an, gefolgt vom Roten Kreuz (93 Prozent) und der österreichischen Polizei (85).

"Die Blaulichtorganisationen haben traditionell hohe Glaubwürdigkeit, bei der Polizei hat sie sogar um acht Prozentpunkte zugenommen", sagt Studienleiter Christoph Hofinger von Sora. Die Arbeiterkammer ist ebenso traditionell hoch bewertet (75 Prozent), das erstmals in diese Studie aufgenommene Bundesheer mit 74 Prozent praktisch gleichauf.

Unter den Institutionen fällt auf, dass neben der Polizei auch die Wirtschaftskammer mit 65 Prozent (plus sieben Prozent) und die katholische Kirche mit 46 (plus elf) klare Aufsteiger sind, während die Bundesregierung sieben Prozentpunkte auf 30 Prozent Glaubwürdigkeit abgebaut hat. Das liegt noch unter dem Glaubwürdigkeitswert von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit 35 Prozent.

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Franziskus nützt der Kirche

"Personen können die Glaubwürdigkeit von Institutionen beeinflussen", sagt Hofinger unter Hinweis auf Papst Franziskus und dessen 82-Prozent-Wert. Christian Kern hat dies für die Bundesregierung nicht erreicht, obwohl seine 53 Prozent über dem Wert von Werner Faymann im Vorjahr (42 Prozent) liegen und auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner mit 49 Prozent einen hohen Glaubwürdigkeitswert erzielt.

Aufsteiger unter den Politikern sind Heinz Fischer (plus sieben auf 72 Prozent) und Wladimir Putin (plus sieben auf 31 Prozent), während die Grüne Eva Glawischnig um neun Prozentpunkte auf 42 Prozent abgerutscht ist und Angela Merkel sogar 25 Prozentpunkte verloren hat, dabei aber immer noch bei 45 Prozent der Befragten als "sehr glaubwürdig" oder zumindest "ziemlich glaubwürdig" gilt.

Die Person, die bei den Österreichern die besten Werte erreicht, ist Marcel Hirscher. Dass Politiker und Sportler im selben Ranking bewertet werden, macht für Sepp Tschernutter von Klar durchaus Sinn: "Sport und Politik sind Berufe, die durchaus voneinander lernen können – bei beiden geht es um Wettbewerb." Und in beiden Berufen muss man hohe Erwartungen erfüllen. Dies gelte etwa auch für die deutsche Kanzlerin: "Angela Merkel hat ihre Führungsrolle in der internationalen Politik, die sie bis zum letzten Sommer gehabt hatte, nicht einlösen können."

Tschernutter projiziert das auch auf die EU-Politik – die EU-Kommission genießt bei der heimischen Bevölkerung mit 25 Prozent noch weniger Glaubwürdigkeit als die Regierung. Tschernutter: "Warum es der Institution EU an Glaubwürdigkeit fehlt? Weil es an Politikern fehlt, die Leidenschaft für das Projekt zeigen. Das Erste, was sie in einem Interview sagen: 'Europa hat ein Problem.'" Das aber wollten die Leute nicht hören – vielmehr wollten sie erleben, dass Politiker mit Engagement Lösungen vorantreiben.

Ähnlich ist es mit den Unternehmen, deren Glaubwürdigkeit abgefragt wurde: Ganz oben liegen die Handelsketten Hofer (82) und Spar (80) vor den ÖBB (73), Billa (71) sowie Post und Voestalpine (je 70). BMW und Mercedes-Benz sind mit je 59 Prozent Glaubwürdigkeit die am besten bewerteten Autohersteller (VW erreicht nur 35 Prozent), Raiffeisen mit 58 Prozent die am besten bewertete Bank (die zweitplatzierte Erste Bank kommt nur auf 43). (cs, 29.6.2016)