Es ist symptomatisch für die heimischen Touristiker: Statt sich bei 25 Grad den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man den Sommertourismus ankurbeln und attraktivieren könnte, um mehr Gäste zum Wandern, Radfahren, Mountainbiken, Klettern oder Schwimmen in entlegene Alpentäler zu locken, wird über Seilbahnen und Schneekanonen in rund 3000 Meter Höhe gesprochen.

120 Millionen Euro wollen die Tiroler Seilbahner von Pitz- und Ötztaler Gletscher in die Hand nehmen, um die Skigebiete zu verbinden. In ökologisch höchst sensiblem Gebiet sollen drei Seilbahnen realisiert, Pisten angelegt sowie ein Gastrozentrum errichtet werden. Das Pitztal will von der wirtschaftlichen Kraft Söldens im Ötztal profitieren – und wenn ein Skitunnel für zusätzliche Touristen und Jobs nötig ist, soll auch dieser geschaffen werden.

Statt angesichts der Häufung schneearmer Winter zumindest Alternativen anzudenken, setzt die Wirtschaft weiter voll auf die Expansion von Großskigebieten. Das ist der eigentliche Jammer. Denn das Plus an Liften, Schneekanonen und Energieverbrauch müssen auch Gäste zahlen. Ski-Tagestickets kosten bereits jetzt teils mehr als 50 Euro, die Wirtschaft will die Schmerzgrenze ausloten.

Da wird hoch gepokert. Die schwarz-grüne Koalition in Tirol stellt die geplante Gletscherfusion vor eine Zerreißprobe: Stimmen die Grünen zu, zeigen auch sie, dass sie keinen Plan B für sanften Wintertourismus haben. (David Krutzler, 29.6.2016)