Es war zu befürchten gewesen, dass die letzten Ramadan-Tage noch ihren Blutzoll fordern werden, zuletzt von Istanbul über Bagdad bis nach Dhaka in Bangladesch, wo sich der Extremismus in einem alarmierenden Aufwärtstrend befindet. Das erinnert daran, wie viele Länder noch auf der Landkarte des Terrors Platz finden können. Auch die Theorie, dass der ostasiatische Islam völlig immun gegen Radikalisierung ist, ist ja längst widerlegt.

In Dhaka wurde ein Restaurant überfallen, Nichtmuslime wurden gezielt getötet, unter anderem eine Gruppe von Italienern, die alle in der lokalen Textilbranche tätig – und laut italienischen Medien auch sozial und philanthropisch engagiert – waren. Die Täter wussten bestimmt weder das eine noch das andere. Aber dass der Hass in der Dritten Welt, der Extremisten Zulauf beschert, auch ein Produkt der schreienden globalen Ungerechtigkeit ist, ist schwer zu leugnen. Auf die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche in Bangladesch hat im April 2013 ein Fabrikseinsturz mit mehr als 1100 Toten ein grelles Schlaglicht geworfen.

Die Geschichte spielt aber nicht nur in Bangladesch. Viele – oft seit Generationen bestehende – italienische Textilbetriebe würden, ließen sie nicht in einem Land wie Bangladesch arbeiten, gar nicht mehr existieren: Strukturwandel, Wirtschaftskrise, erzwungene Mobilität. Seit Jahrzehnten haben nicht mehr so viele junge Italiener ihre Heimat verlassen. Der Preis der Globalisierung ist hoch. (Gudrun Harrer, 3.7.2016)