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In Island gibt es sie nicht: die Blut saugenden Mücken. Warum, weiß man nicht.

Foto: Patrick Pleul/dpa

Im Norden Islands liegt ein See namens Mývatn, was so viel wie "Mückenwasser" bedeutet. Der Name hat einen guten Grund. Tatsächlich wird man dort von jeder Menge fliegendem Kleintier umschwirrt, das laut Urlauberberichten "ziemlich neugierig" ist und in jede erdenkliche Körperöffnung fliegt. Lästig allemal, aber keines dieser Tiere sticht. Stechmücken gibt es nämlich im ganzen Land nicht, wie der Entomologe Erling Ólafsson dem STANDARD gegenüber bestätigt. Warum, weiß er allerdings selber nicht. "Seit 40 Jahren beschäftige ich mich immer wieder mit dieser Frage. Ich muss aber bis heute sagen: Wir wissen es nicht!"

Leere Fallen

Die Vermutung, dass die Blutsauger einst schon im Land waren, aber vom aus Fußballstadien bekannten Wikinger-Schlachtruf "Huh!" vertrieben wurden, ist natürlich Blödsinn. Man darf sich dazu aber ruhig auch ernsthafte Fragen stellen: Ist Island zu weit vom Festland entfernt? Hätten die Stechmücken Platz für ihre Eier gefunden? Ólafsson sagt, alle Umweltfaktoren würden auch die Ansiedelung von Stechmücken in Island möglich machen. Und schließlich gäbe es ja auch Schiffe und Flugzeuge, vor denen Insekten normalerweise nicht zurückschrecken. Erst im vergangenen Jahr habe man landesweit und im Hafen der Hauptstadt Reykjavik Fallen aufgestellt. Ohne Ergebnis.

Merkwürdig erscheint, dass in Islands Nachbarländern Stechmücken sehr wohl zu Hause sind: in Norwegen, in Großbritannien und sogar in Grönland. Doch in Island: keine Spur. Das Gute daran ist, sie gehen niemandem ab. Ólafsson sagt: "Es hat sich deswegen noch niemand beschwert!" (Peter Illetschko, 11.7.2016)