Vielleicht sind wir ja doch eine Insel der Seligen! Aus zentralafrikanischer Perspektive mag das so scheinen: Dort kümmert sich eine europäische Friedenstruppe mit (kleiner) österreichischer Beteiligung seit Jahren um die Stabilisierung des Landes. Dem österreichischen Oberstleutnant Georg Dialer steht dort als lokaler Verbindungsoffizier Hauptmann Innocent Massé gegenüber, der an grauem Star erkrankt ist; in der Zentralafrikanischen Republik ist die Krankheit nicht behandelbar, der Hauptmann drohte zu erblinden. Dialer erfuhr davon, setzte alle Hebel – in diesem Fall zwei Augenärzte, die dem Jagdkommando angehören – in Bewegung, um Massé eine Operation in Österreich zu ermöglichen.

Das hat dem Prestige der EU-Truppe im Allgemeinen (und jenem des Bundesheers im Besonderen) genutzt. Wer Blinde sehend machen kann, dem wird ja auch sonst zugetraut, dass er Wunder vollbringen kann.

Das kann das Militär natürlich nicht. Und Österreich ist auch keine Insel der Seligen. Aber in einer unsicheren Weltlage ist es notwendig, vernetzt zu agieren und sich militärische ebenso wie humanitäre Kompetenz zu erhalten. Österreich hat sich da in den vergangenen Jahren ein sinnvolles Netzwerk aufgebaut, hat sich behutsam der Nato angenähert, ohne ihr beizutreten, hat sich auch in der EU militärisches Ansehen erworben. Österreich hat da geschickt agiert – unter Aufrechterhaltung eines Rests an Neutralität. (Conrad Seidl, 11.7.2016)