Der Anteil von Sonne und Wind dürfte bis 2035 steigen. Jedoch nicht genug, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, rechnet BP vor.

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Wien – Strukturelle Veränderungen am globalen Energiemarkt gehen nur langsam vonstatten. Diesbezüglich machen erneuerbare Energien durch Wind und Sonne keine Ausnahme, betont Chefanalyst Richard de Caux vom Ölmuli BP: "Es dauert Jahrzehnte, bis neue Energieträger den Markt durchdringen." Ausgehend von einer Vervierfachung der Energieproduktion aus diesen Quellen sollen diese bis 2035 rund ein Viertel zum Anstieg der globalen Gesamterzeugung beitragen.

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Dieser Wandel soll das Wachstum des weltweiten CO2-Ausstoßes merklich bremsen, das bis 2035 nur noch knapp ein Prozent pro Jahr betragen soll nach zwei Prozent in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Ebenfalls dazu betragen werden laut de Caux Effizienzgewinnen bei der Energienutzung. "Die Wachstumsraten der CO2-Emissionen verlangsamen sich stark, die Veränderungen gehen aber nicht schnell genug", gibt er zu bedenken und sieht die Politik am Zug – etwa im Bereich der Bepreisung von Treibhausgasemissionen.

CO2-Ausstoß in EU sinkt

Eine Vorreiterrolle sollte den BP-Prognosen zufolge der EU zukommen, wo der Anteil an Erneuerbaren in 20 Jahren bei 36 Prozent liegen soll. Begleitet wird diese Entwicklung von einer Abnahme der CO2-Emissionen um 1,2 Prozent pro Jahr, sodass der Ausstoß im Jahr 2035 auf den tiefsten Stand seit zumindest 1965 fallen sollte. Generell soll die Bedeutung der EU am Energiemarkt signifikant abnehmen: fünf Prozent weniger Verbrauch bis 2035 bei einer zehnprozentigen Abnahme der Erzeugung, die laut BP dann nur noch vier Prozent des globalen Ausstoßes ausmachen wird.

Global wird der Energiebedarf, getragen von Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, bis 2035 um gut ein Drittel ansteigen, wobei die zusätzliche Nachfrage vor allem aus China und Indien kommen soll. Im Zuge dessen wird Kohle weiterhin zugunsten Erneuerbarer an Bedeutung verlieren, Öl und Gas dank höherer Erzeugung in Nordamerika zusammen ihren Anteil halten.

Ölpreis soll sich stabilisieren

Eine weitere Beruhigung erwartet de Caux am Ölmarkt, nachdem die steigende Produktion an US-Schieferöl ab 2014 für einen regelrechten Preiskollaps geführt hatte. Der Ausstoß dieses durch das umstrittene Fracking geförderten Öls soll nach einem kurzfristigen Rückgang bis 2035 auf beinahe das Doppelte ansteigen und dann 40 Prozent der gesamten US-Produktion ausmachen.

In diesem Umfeld schließt der BP-Experte eine Rückkehr auf frühere Preisniveaus von mehr als 100 US-Dollar je Barrel freilich aus. Damit liegt er auf einer Linie mit Commerzbank-Rohstoffanalyst Carsten Fritsch: "Das Überangebot am Ölmarkt wird bis 2017 verschwinden." Er sieht den Ölmarkt dann in einer Preisspanne zwischen 50 und 60 Dollar wieder im Gleichgewicht. (Alexander Hahn, 15.7.2016)