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Das umstrittene Kraftwerk soll erweitert werden.

Foto: REUTERS/Suzanne Plunkett

London/Wien – Erneuerbare Energien wären billiger. Auf diese einfache Formel bringt das National Audit Office (NAO) sein Urteil über das geplante Atomkraftwerk (AKW) Hinkley Point C. Im jüngsten Bericht kommt die staatliche Kontrollbehörde zu einem vernichtenden Urteil über das AKW im Südwesten Englands. Allein bei den Betriebskosten für die beiden Reaktoren ist laut dem britischen Rechnungshof über die Laufzeit mit Zuzahlungen von rund 30 Milliarden Pfund (rund 35 Milliarden Euro) zu rechnen.

Vor dem Pfund-Absturz durch das Brexit-Votum wäre es umgerechnet noch teurer geworden. Zuzüglich weiterer Garantien, allen voran dem garantierten Abnahmepreis von 92,50 Pfund je Megawattstunde für 35 Jahre (unabhängig vom aktuellen Strompreis), der dem Betreiber, dem EdF-Ableger NNBG zugesichert wurde, sowie Vorsorgen für den Fall eines AKW-Unfalls, wären Investitionen in den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie für die Steuerzahler wohl günstiger, argwöhnt die NAO in ihrem jüngsten Bericht "Nuklearenergie im Vereinigten Königreich".

Kostenexplosion

Die Baukosten sind in dieser Kostenschätzung noch nicht inkludiert, sie belaufen sich laut EdF-Angaben auf 18 Milliarden Pfund. Darüber hinaus garantiert die Regierung für Anleihen des französisch-chinesischen Konsortiums im Volumen von bis zu zwei Milliarden Pfund. "Wir schätzen, dass die zusätzlichen Zahlungen für Hinkley Point C von 6,1 Milliarden Pfund im Oktober 2013 (als der Bezugspreis fixiert wurde) auf 29,7 Milliarden im März 2016 explodiert sind", rechnet die Behörde in ihrem Report vor.

Überhaupt führe die Realisierung alter Nuklearprojekte zu höheren kurzfristigen Kosten als der Ausbau von Wind- und Solarenergie. Die Entscheidung der Regierung, den AKW-Ausbau weiter zu forcieren fußt demnach mehr auf strategischen denn auf finanziellen Gründen: Atomenergie sei notwendig, um natürliche Schwankungen von Wind und Solar auszugleichen. (ung, 15.7.2016)