Szenen einer Eruption: Zum Glück trat Lava des Bárðarbunga auch noch 48 Kilometer entfernt aus.

Foto: Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum

Reykjavík/Wien – Wer an Islands Vulkane denkt, dem fällt vermutlich zuerst einmal der mehr oder weniger unaussprechliche Eyjafjallajökull ein, der 2010 für ein größeres Chaos im Flugverkehr auf der Nordhalbkugel sorgte. Geht es um die schiere Größe des Ausbruchs, dann wird er aber von einem isländischen Kollegen klar in den Schatten gestellt.

Die Eruption des Bárðarbunga, die im August 2014 begann und ein halbes Jahr lang dauerte, war in mehrerlei Hinsicht rekordverdächtig, berichtet ein Forscherteam um Magnús Guðmundsson (Universität Island) im Fachmagazin "Science". Das dabei entstandene 110 Quadratkilometer große Einbruchbecken (Caldera) ist das größte je bei der Entstehung beobachtete.

Bei dem 181 Tage dauernden Ausbruch des Bárðarbunga wurden insgesamt rund 1,5 Kubikkilometer Lava ausgespuckt – das war damit die größte Eruption in Europa seit Ausbruch des isländischen Vulkans Laki in den Jahren 1783 bis 1784, schreiben die Forscher. In Summe wurden rund zwei Kubikkilometer Magma verlagert. Im Zuge des Ausbruchs stürzte zudem eine oberflächennahe Magmakammer ein, und es entstand die riesige, 65 Meter tiefe Caldera, die allerdings nicht direkt sichtbar ist: Da der Vulkan unter dem größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull, liegt, befindet sich auch die Senke heute noch unter 700 Meter dickem Gletschereis.

Über solche kesselförmigen vulkanischen Strukturen ist bisher wenig bekannt. Von 1900 bis 2014 wurden nur sechs neue Einbruchbecken dieser Art dokumentiert. Das internationale Wissenschafterteam unter österreichischer Beteiligung (Martin Schöpfer, Uni Wien) hat die Entstehung der Bárðarbunga-Caldera unter anderem mithilfe von Satellitenbeobachtungen, seismologischen und geochemischen Daten, GPS-Informationen und Modellrechnungen analysiert.

Grund für die Absenkung war das unterirdische Ausfließen von Magma aus einem Reservoir in zwölf Kilometer Tiefe. Über einen langen unterirdischen Kanal im Gestein leerte sich die Magmakammer, und die Lava trat 48 Kilometer nordöstlich des Vulkans an die Oberfläche.

Dass sich die Magmakammer so weit entfernt vom Vulkan entleert hat, war Glück im Unglück. Denn bei einem Ausbruch des Bárðarbunga direkt unter dem Vatnajökull hätte es durch die großen Mengen an plötzlich freigesetztem Schmelzwasser zu einer Wasserdampfexplosion kommen können. Und das hätte vermutlich zu einer weitaus größeren Aschewolke geführt als bei Eyjafjallajökull vier Jahre zuvor. (red, APA, 15.7.2016)