Wien – Möglicherweise hat man die arktische Region bislang als trockener eingeschätzt, als sie ist: Bisher ging man davon aus, dass nur bis zu sieben Prozent des Landes nördlich der Baumgrenze Feuchtgebiete sind. Eine von Wiener Forschern im "International Journal of Remote Sensing" vorgestellte Methode zur Nutzung von Satelliten-Radardaten deutet aber darauf hin, dass es bis zu 30 Prozent sein könnten. Unwichtig wäre diese Neueinschätzung nicht: Unter anderem Klimamodelle und die Abschätzung der polaren Lebensräume von Wildtieren müssten daran angepasst werden.

In einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt haben Annett Bartsch von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien und ihr Team Radar-Daten des europäischen Umwelt-Satelliten Envisat genutzt, die dieser in den Jahren von 2002 bis 2012 gesammelt hat. Die räumliche Auflösung dieser Daten beträgt zwischen 120 und 1.000 Meter und ist damit weit besser als alle bisher verfügbaren Daten zur Bestimmung arktischer Feuchtgebiete, so Bartsch.

Hintergrund

Wesentlich für die neue Methode ist der Einfluss der Vegetation und der Oberflächenstruktur auf die Rückstreuung des Radarsignals, das vom Satelliten ausgesendet wird. "Wir konnten zeigen, dass im Winter die Rückstreuung dieses Signals dort besonders niedrig ist, wo es eine für Feuchtgebiete typische Vegetation gibt", so Bartsch. Dabei erlaube die Auflösung des Signals sogar eine Unterscheidung in drei Feuchtigkeitsgrade, was bisher kaum möglich gewesen sei.

Den Zusammenhang zwischen der besonders geringen Rückstreuung des Signals im Winter und der feuchtgebietstypischen Vegetation konnten die Forscher durch Vergleiche mit bekannten regionalen Landbedeckungskarten finden. Noch fehlen aber großflächige Daten, die eine unabhängige Validierung der Ergebnisse erlauben, betonen die Wissenschafter. (APA, red, 18. 7. 2016)