"Mit Freunden fortgehen und es so richtig krachen lassen geht natürlich in Eferding nicht." – Severin Mair über die Nachteile des Bürgermeisterdaseins.

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Linz – "Servas Burgamasta", tönt es aus dem Gastgarten des kleinen Cafés am Stadtplatz. Severin Mair freuen die launigen Rufe aus den Reihen des Volkes sichtlich – und doch wirkt der Bürgermeister von Eferding fast ein wenig schüchtern. Ein Lächeln und ein herzliches "Griaß di" gehen zurück in den Gastgarten. Mair ist nicht der Typ "Kommunal-Rampensau" – kein Gemeindeoberhaupt, das jeden unachtsamen Moment des Bürgers nutzt, um selbigem gleich auf den Schoß zu hüpfen.

Die nicht unsympathische Zurückhaltung ist wohl auch dem Alter geschuldet: Im November des Vorjahres trat Severin Mair mit 22 Jahren das Amt des Bürgermeisters der drittältesten Stadt Österreichs an. Als jüngster Bürgermeister Österreichs und mit einem Votum von 70,06 Prozent im Gepäck.

Immer greifbar

Der Jus-Student hat sich derweil seines Sakkos entledigt und die Hemdsärmel auf Ellbogenhöhe gekrempelt. Offiziell wegen der steigenden Temperaturen an diesem angehenden Sommertag, inoffiziell vielleicht auch, um seine Worte noch zu unterstreichen: "Anpacken" will der heute 23-Jährige: "Raus aus dem Rathaus und hin zu den Menschen – zuhören, wo der Schuh drückt. Das ist der große Vorteil in der Kommunalpolitik: Du bist immer beim Wähler." Und die Nachteile? Mair: "Der Wähler ist immer bei dir. Du bist natürlich als Bürgermeister immer greifbar für die Menschen – selbst in der Freizeit. Wenn's Probleme, Wünsche, Beschwerden gibt, dann klingelt der Nachbar halt auch am Sonntagnachmittag."

Dem jugendlichen Leichtsinn kann der passionierte Orientierungsläufer in seiner Amtsstadt daher nur schwer erliegen: "Mit Freunden fortgehen und es so richtig krachen lassen geht natürlich in Eferding nicht." Dafür wählte der ehemalige Chauffeur von ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer die Anonymität der größeren Stadt: "In Linz kennt mich noch keiner."

Der kommunale Bilanz-Spaziergang führt vorbei an der Dreifaltigkeitssäule der 4.000-Einwohner-Stadt. Im Schatten des Eferdinger Wahrzeichens hat es sich eine Gruppe Pensionisten gemütlich gemacht. Das mediale Interesse am jungen ÖVP-Bürgermeister stößt auf Gefallen: "Da schaun S', Herr Journalist. Gegen unseren Bürgermeister ist der Sebastian Kurz a' Dinosaurier."

Womit auch die Frage aufgelegt ist, ob die Jugend nicht mitunter eine Hürde im Amt sei? Mair: "Natürlich muss man sich in meinem Alter entsprechend behaupten. Gerade am Anfang haben manche geglaubt, sie hätten mit mir in Verhandlungen ein leichtes Spiel. Dem war aber nicht so, und damit war die Sache schnell erledigt."

Ländliche Zufriedenheit

Die Landes- oder gar die Bundespolitik sind für Mair "im Moment" kein Thema: "Ich bin sehr zufrieden in der Kommunalpolitik. Vor allem auch, weil auf dieser Ebene Politik noch einfacher funktioniert." Für den schwarzen Jungpolitiker und Sohn des langjährigen Fraktionsobmanns der Eferdinger Grünen ist das politische Erfolgsgeheimnis die "Seidl-Kultur." Mair: "Natürlich gibt es auch bei uns Themen, über die heftig diskutiert wird. Aber du gehst nach der Sitzung im Rathaus fraktionsübergreifend zum Wirt. Und ein gemeinsames Seidl verhindert tiefergehende Konflikte."

Severin Mair wohnt noch im "Hotel Mama" – und dort wird mitunter politisch heiß diskutiert: "Die Mama arbeitet bei der Caritas, der Papa ist ein Grüner – da gab es etwa bei der Kürzung der Mindestsicherung eine angeregte Diskussion. (Markus Rohrhofer, 18.7.2016)