"Zeig mir, wo die Bienen sind!" Die Honigsammler des Yao-Stammes in Mosambik locken Honiganzeiger mit einem speziellen Ruf. Der Vogel versteht die Aufforderung – was die Honigausbeute deutlich erhöht.

Foto: Claire Spottiswoode

Ein männlicher Honiganzeiger im Niassa-Reservat (Mosambik) aus der Nähe.

Foto: Claire Spottiswoode

Cambridge/Wien – Es gibt nicht allzu viele Tierarten, mit denen der Mensch gemeinsam auf Jagd nach Essen geht: Die meisten davon wurden und werden dafür gezähmt wie der Hund oder der Falke und andere Greifvögel. In Afrika gibt es freilich eine ganz besondere Kooperation mit einem in freier Wildbahn lebenden Vogel.

Die Rede ist vom Großen Honiganzeiger, einem rund 20 Zentimeter langen Spechtvogel, der – so wie der Kuckuck – ein Brutparasit ist. Die Bezeichnung des Vogels bringt seine Bedeutung für den Menschen auf den Punkt: Der Große Honiganzeiger weist traditionellen Honigsammlern in Afrika durch trillernden Gesang und auffälliges Flugverhalten den Weg zu versteckten Bienenstöcken. Das tut er auch aus Eigennutz: Der Vogel kann dank spezieller Darmbakterien Bienenwachs verdauen. Doch um an das Wachs heranzukommen, muss zuerst einmal der Stock von jemandem anderen aufgebrochen werden.

Die Evolutionsbiologin Claire Spottiswoode war seit ihrer Kindheit von dieser süßen Zusammenarbeit beeindruckt und hat sie nun in Mosambik eingehend erforscht: Mittels eines einfachen Experiments wollte sie dabei insbesondere herausfinden, inwieweit spezielle Rufe, mit denen Mitglieder des Yao-Stammes die Vögel anlocken, den Erfolg der Honigsuche beeinflussen.

Auf den Ruf kommt es an

Für die im Fachmagazn "Science" publizierte Untersuchung wurden den Honiganzeigern drei verschiedene Laute vorgespielt: der traditionelle "Brr-hhm"-Lockruf der Yao, ein normaler Ruf der Yao und der Ruf der Ringeltaube. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Der Brr-hhm-Laut verdoppelte im Vergleich zu den Kontrolllauten die Wahrscheinlichkeit, von einem Honiganzeiger geführt zu werden, von etwa 33 auf 66 Prozent. Und in 81 Prozent dieser Fälle war die Suche auch erfolgreich.

Nachfolgestudien sind bereits geplant, denn es ist unklar, wie die Jungvögel, die bei fremden Eltern aufwachsen, den Lockruf, der in Kenia übrigens ganz anders klingt, erlernen. (tasch, 21.7.2016)