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Donald Trump lieferte bei seiner Rede auf dem republikanischen Parteitag in Cleveland nicht mehr als Worthülsen.

REUTERS/Carlo Allegri

Irgendwann hört man auf mitzuzählen, wie oft der Slogan "USA! USA!" durch die Halle schallt. Donald Trump hat einen nationalistischen Furor entfacht, die Quintessenz seiner Rede lässt sich auf einen kurzen Nenner bringen: Amerika steht an erster Stelle. Und danach kommt lange nichts.

Es sind die Schlüsselsätze seines Wahlkampfs, mit denen Trump seinen großen Auftritt in der Quicken Loans Arena in Cleveland bestreitet, den ersten als offiziell nominierter Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Nur dass er sie hier und da noch zuspitzt. "Amerikanismus, nicht Globalismus wird unser Credo sein", sagt er. "In unserem Plan wird Amerika den vordersten Platz einnehmen." Wenn er den Amtseid des Präsidenten ablege, werde sich Amerika zurückmelden, "größer und stärker als je zuvor".

Er verspricht alles: Recht und Ordnung, den Sieg über die IS-Terroristen, ein Ende der illegalen Einwanderung, sichere Städte, höhere Löhne, Respekt im Ausland, niedrigere Steuern, ein niedrigeres Haushaltsdefizit, massive Investitionen in die marode Infrastruktur, eine Modernisierung des Militärs. Es sind Worthülsen, mehr nicht. Wie er das alles anstellen will, erklärt er mit keinem Wort. Das Wie bleibt völlig offen.

"Niemand kennt das System besser als ich"

Letztlich reduziert es sich auf die Phrase, dass keiner das Handwerk des Regierens, des Aufbauens, des Reparierens besser beherrscht als er, Donald Trump. Dass man ihm, Donald Trump, einfach vertrauen möge. Zumal er, Donald Trump, sich aufgeopfert habe, um nach höchst erfolgreicher Unternehmerkarriere dem Allgemeinwohl zu dienen, weil er den Verfall des Landes nicht mehr mit ansehen konnte. "Niemand kennt das System besser als ich", sagt Trump allen Ernstes, "deswegen bin ich der Einzige, der es reparieren kann." So voll hat selbst in Amerika den Mund schon lange niemand mehr genommen. Er sei die Stimme der Vergessenen, er sei der Kandidat von Recht und Ordnung, fügt der Immobilienmogul mit breiter Brust hinzu.

Und wenn es einmal nicht um das "America first" oder die einzigartigen Qualitäten des Donald Trump geht, reitet er die auch nicht mehr ganz neuen Attacken gegen die politische Gegnerin, gegen Hillary Clinton. "Sperrt sie ein! Sperrt sie ein!", schallt es daraufhin durch die Arena. Worauf der Populist, der solche Sprüche mit seiner Brachialrhetorik erst provozierte, gönnerhaft den Kopf schüttelt, als wolle er die Menge beschwichtigen: "Nein, lasst sie uns im November besiegen."

Inhaltsleere

Der Demagoge Trump, er hat alle Register gezogen. Nur hat er sich mit der inhaltsleersten Rede, die seit langem auf einem amerikanischen Wahlkonvent gehalten wurde, vermutlich auch ein Eigentor geschossen. Sechzig Prozent der Amerikaner haben eine negative Meinung von ihm. Eigentlich hätte er skeptischen Wählern der politischen Mitte, die ihn schlicht nicht für fähig halten, im Oval Office hinterm Schreibtisch zu sitzen, zeigen müssen, dass er lernfähig ist. Seriöser, als es viele ihm bisher zugetraut hatten. Dass er neben der Show auch Substanz zu bieten hat. Daran ist er grandios gescheitert. Donald Trump kann offenbar nur Donald Trump. (Frank Herrmann aus Cleveland, 22.7.2016)