Mögen Sie es, wenn Ihnen im Kaffeehaus eine Eule in den Grüntee schaut? Finden Sie Eidechsen, die über ihr Sushi Maki flitzen, appetitanregend? Haben Sie es gerne, wenn ein Tapir mit seinen Rüssel in ihrem Gulaschteller wühlt? Wenn ja: Nichts wie auf nach Japan. Denn seit 2004 das erste Katzencafé in Osaka seine Türen geöffnet hat, ist der Boom an "Tiercafés" in Japan nie mehr abgerissen.

In diesen Cafés haben die Gäste die Gelegenheit, sich bei ihrer Konsumation von quicklebendigen Katzen, Hasen, Eulen, Ziegen oder Igeln ("harinezumi") umschleichen, umtapsen, umflattern und umwuseln zu lassen. Das ist nicht nur putzig, es ist auch sinnvoll. Etwas Belebenderes als ein paar feste Igelstiche kann man sich nach 14 Stunden Arbeit an einem Tokioter Schreibtisch kaum wünschen.

Stellt sich die Frage, warum diese gastronomische Prachtidee noch nicht in einem so tierlieben Land wie Österreich ankommen ist. Hat Frau Entenfellner geschlafen? Abgesehen von einem vereinzelten Katzencafé in Wien kann man sein Tofuschnitzel gerade einmal auf dem Gut Aiderbichl in animalischer Umgebung (psychotische Ponys, moribunde Maulesel, in letzter Sekunde dem Hackebeil des Fleischers entronnene Schweinchen usf.) verzehren.

Während Österreichs Boulevardpresse die Herzen ihrer Leser zuverlässig mit Welpengeschichten und Bildmaterial von Felltieren aller Art erfreut, lässt eine flächendeckende tierische Umsorgung des Wirtshausgastes noch viel zu wünschen übrig.

Hier ein paar Vorschläge: Das "Wirtshaus zum Schwarzen Adler" durch ein paar adrett in der Gaststube drapierte Horste samt Live-Adlern zu neuem Leben erwecken (damit kein Guano in Bierkrügeln und auf Desserttellern landet, empfähle es sich, den Adlern, nach dem Muster der Wiener Fiakerpferde, Adler-Windeln umzubinden).

Ebenfalls nett: vietnamesische Hängebauchschweine (sehr kuschelfreundlich!), die sich in Asia-Restaurants unter den Tischen suhlen. Landgasthäuser mit ganzjähriger Fliegenschwarmausstattung. Hyänenheurige in Grinzing und eine Biberbar in der Wiener Innenstadt (einziger Nachteil: Biber nagen gern die Theke um). Auch ein "Café zu den Zwanzig Kreuzottern" würde sich nicht schlecht machen. Das wäre dann aber mehr etwas für Freunde der Erlebnisgastronomie. (Christoph Winder, Album, 22.7.2016)