Die Preise für neue Eigentumswohnungen sind in Wien um 11,2 Prozent gestiegen. Grundstücke und Eigenheime in den Bundesländern sind um 11,4 Prozent teurer geworden.

Die österreichischen Wohnbauinvestitionen entwickeln sich laut S-Bausparkassen-Chef Josef Schmidinger nur sehr langsam. Zwar seien die Investitionen im ersten Halbjahr 2016 um 0,5 Prozent gewachsen, seit 2010 haben sie insgesamt aber um zwei Prozent abgenommen. Diese Entwicklung steht in klarem Widerspruch zu den Baubewilligungen, die laut Statistik Austria seit 2010 um 19 Prozent (Bruttogeschoßflächen) beziehungsweise 30 Prozent (Anzahl der Wohnungen) gestiegen sind.

In den westlichen Bundesländern gibt es pro 1.000 Einwohnern 10,2 neubewilligte Wohnungen, im Osten sind es etwa 6,7 bis 8,9 – österreichweit sind es durchschnittlich 7,5. "Das ist ein relativ hoher Wert, jahrelang hatten wir nur vier bis fünf neubewilligte Wohnungen pro 1.000 Einwohner." Bei den Fertigstellungen zeichnen sich diese Entwicklungen bisher nicht ab: "Da hinken wir noch hinterher", sagt Schmidinger, "wir erwarten in den nächsten Jahren aber einen Aufschwung, falls es gelingt, die Baubewilligungen auch in bauwirtschaftliche Produktion umzusetzen."

Ein wesentliches Thema sei, den in den Ballungsräumen benötigten Wohnraum zu schaffen. "In Wien brauchen wir vor allem leistbare Wohnungen, produziert wird aber in einem sehr hohen Preissegment, und zwar neue Eigentumswohnungen", sagt Schmidinger, gebraucht würden jedoch vor allem Mietwohnungen. "Das könnte in Zukunft eine problematische Situation werden."

Preisanstieg im zweistelligen Prozentbereich

Die Immobilienpreise sind im vierten Quartal 2015 um 7,6 Prozent gestiegen. Das betrifft weniger Wien – wo die Preise um 3,9 Prozent gestiegen sind –, sondern vor allem die Bundesländer, dort sind die Preise gar um 9,6 Prozent gestiegen. Besonders stark war der Anstieg bei neuen Eigentumswohnungen, sie sind in Wien um 11,2 Prozent teurer geworden. "Dieses Segment steht im Fokus der Wohnungswirtschaft", sagt Schmidinger und betrachtet diese Entwicklung auch mit Sorge. "In Wien wird fast nur mehr ab 4.000 Euro pro Quadratmeter aufwärts produziert, Preise neuer Eigentumswohnungen um 7.000 bis 8.000 Euro pro Quadratmeter sind keine Seltenheit mehr."

In den Bundesländern ist hingegen der Anstieg bei Eigenheimen und Grundstücken am höchsten, um bis zu 11,4 Prozent im Durchschnitt (ohne Wien). Schmidinger führt die Preisentwicklungen auf ein Umsteigen der Menschen von der Geld- in die Immobilienwirtschaft zurück.

Selbsteinschätzung der Österreicher

Wie die Österreicher selbst den Wohnungsmarkt sehen, wie sie wohnen und wohnen wollen, hat die S-Bausparkasse – wie berichtet – in der "Wohnstudie 2016" abgefragt. Die wesentlichsten Entwicklungen aus Wien und ganz Österreich: Die durchschnittliche Wohnfläche in Wien ist von 83 Quadratmeter (2010) auf 81 Quadratmeter gesunken. Österreichweit ist sie von 112 Quadratmetern (2010) auf 116 Quadratmeter gestiegen. Die Wohnkosten liegen in Wien und Österreich bei 28 Prozent des Haushalts-Nettoeinkommens. Seit der letzten Befragung im Jahr 2010 ist der Anteil derer, die bei den Eltern wohnen, um ein Prozent gestiegen, die Zahl jener, die in einer Wohngemeinschaft leben, um fünf Prozent.

70 Prozent der Wiener haben ihre aktuelle Wohnform aus Eigenmitteln finanziert, österreichweit liegt dieser Wert bei 52 Prozent. Wohnbauförderung haben in Wien 14 Prozent, in Österreich 32 Prozent in Anspruch genommen. Die Unterschiede führt Astrid Kratschmann, Vorstandsdirektorin der S-Bausparkasse, darauf zurück, dass die zu finanzierenden Summen in Wien geringer sind als bundesweit. In Wien ist zudem die Nachfrage nach Internetprodukten von Banken besonders groß, sowohl Informationen als auch Möglichkeiten zum Abschluss wünschen sich die Wiener online.

Der Start der Wohnbauinvestitionsbank, der Gelddrehscheibe für die große Wohnbauoffensive, gestaltet sich holprig – nun soll es aber bald so weit sein, berichtet Schmidinger gegenüber der APA. Für August wird die Konzession von der Finanzmarktaufsicht erwartet, im Jänner will man nach letzten Klärungen mit EIB und EU-Kommission operativ starten können. (bere, APA, 27.7.2016)