Die Stadt Wien steht bereits seit einem halben Jahr mit dem Kindergartenbetreiber "Alt Wien", dem sie Fördergeldbetrug vorwirft, in Verhandlungen. Bis zuletzt sah es so aus, als würde der Betreiber nicht mehr einlenken und seine Schulden nicht zurückzahlen. Warum erfahren die betroffenen Eltern, Kinder und Pädagogen erst fünf Tage vor der angekündigten Schließung der Kindergärten davon? Krisenmanagement sieht anders aus – auch wenn die Stadt die Schuld beim Betreiber sieht.

Dessen Umgang mit öffentlichen Geldern ist sicherlich fragwürdig. Er soll unter anderem auf städtische Kosten eine Ballettschule renoviert haben. Insgesamt sollen 6,6 Millionen Euro missbräuchlich verwendet worden sein. Die Verantwortlichen müssen sich aber die Frage gefallen lassen, warum nun Kinder vor die Tür gesetzt werden sollen, deren Eltern nicht vorinformiert wurden. Da hilft es auch nicht, wenn Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) hervorkehrt, einen Fördermissbrauch aufgedeckt zu haben. Es hätte von Anfang an ein Plan B entwickelt werden müssen, der besagt, wo die Kinder unterkommen können.

Nach Kritik, auch wegen "islamischer Kindergärten", hat die Stadt die Transparenz bei der Mittelvergabe verbessert. Das ist lobenswert. Das System birgt aber die Gefahr, dass statt Kontrolle Chaos entsteht, wie der aktuelle Fall zeigt. Das passt gar nicht zu einer Stadt, die sich an die Fahnen heftet, für jedes Kind einen Betreuungsplatz zu haben. (Rosa Winkler-Hermaden, 27.7.2016)