Zum zweiten Mal ist die Meinung der Ärzte der Wiener Spitäler über einen Streik gefragt. Im Vorjahr stimmten 93 Prozent dafür. Das Ergebnis wird am 22. August vorliegen.

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Wien – Die Zeichen für den Krankenanstaltenverbund (KAV) könnten kaum schlechter sein. Bereits zum zweiten Mal seit 2015 werden die Ärzte der Wiener Gemeindespitäler am Freitag nach ihrer Streikbereitschaft gefragt. Grund für das von der Ärztekammer angeordnete Stimmungsbarometer ist eine weitere Umstellung bei den Dienstplänen. Seit dem Vorjahr gilt für Mediziner die 48-Stunden-Woche, nun sollen in Wien ab Herbst 40 Nachtdienste eingespart werden, die verbliebenen Nachtdienste sollen in 12,5-Stunden-Schichten absolviert werden.

Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres hält die Gegenwehr der Standesvertretung im STANDARD-Gespräch für unausweichlich. "Die KAV-Führung hat kein Interesse, das im Konsens umzusetzen." Er sieht einen Vertragsbruch, denn die Mediziner seien in die jüngsten Maßnahmen nicht eingebunden gewesen.

Mehr Tagesdienste statt Nachdiensten

Sylvia Schwarz, Leiterin der Anästhesie im Krankenhaus Hietzing und Interimschefin des noch immer im Bau befindlichen Krankenhauses Nord, widerspricht vehement. Das Unternehmen befinde sich in einem "Veränderungsprozess". Warum seitens des KAV 40 Nachtdienste nicht mehr benötigt werden, liege vielmehr daran, dass ein Jahr lang nichts geschehen sei, obwohl bekannt war, dass die Dienstpläne angepasst werden müssen. Auch die Standesvertretung habe dem zugestimmt.

Schwarz kann den Unmut in der Belegschaft nicht nachvollziehen. "Die Ärzte haben eine Gehaltserhöhung bekommen", deshalb sollen sie auch bereit sein, ihre Arbeitszeiten umzustellen. Ein Krankenhaus soll am Nachmittag genauso betriebsbereit sein, das sei auch international üblich und anders nicht tragbar. Nachsatz: "Der Arztberuf ist kein Halbtagsjob." Für Schwarz steht fest: Die Stadt Wien hat sich an die Vereinbarung gehalten, die Ärztekammer agiere "aufrührerisch", da im Frühjahr die Vertretung neu gewählt werde.

Ergebnis am 22. August

Die Forderung nach einer Arbeitszeitflexibilisierung wurde in der Vergangenheit auch von Ärztekammerfunktionären vertreten. Darauf angesprochen, sagt Personalvertreter Wolfgang Weismüller, dass das nie für alle Stationen vorgesehen war, wie es nun umgesetzt werden soll.

3.643 Ärzte dürfen bei der Abstimmung wählen. Das Ergebnis soll am 22. August vorliegen. Für einen Streik gebe es ausreichend Mittel. (Marie-Theres Egyed, 29.7.2016)