Wenn zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres an den Wiener Gemeindespitälern über einen Streik abgestimmt wird, spricht das nicht für den Arbeitgeber. Das Misstrauen ist vorhanden – auf beiden Seiten. Da ist der Krankenanstaltenverbund, der verzweifelt versucht, das Spitalswesen effizienter zu gestalten, und wenig Rückhalt erfährt; auf der anderen Seite die Mediziner, die wie am Fließband arbeiten und sich nicht gehört fühlen.

Die Ärztekammer nützt die Gunst der Stunde, so leicht kann sie ihre Mitglieder sonst nicht mobilisieren. Dabei hat es gut gemeinte Ansätze gegeben: Die Arbeitszeiten wurden reduziert, das Grundgehalt angehoben, Überstunden sollen vermieden werden. Warum gelingt es dann nicht, das als Erfolg zu verkaufen?

Der Unmut ist nicht plötzlich entstanden. Es kann nicht sein, dass Mitarbeiter über massive Änderungen, die ihren Arbeitsbereich betreffen, bloß informiert werden. Es kann nicht sein, dass immer wieder versucht wird, kritische Ärzte loszuwerden. Eine Neuorganisation, in der wirtschaftliche Argumente entscheidend sind, kann nur funktionieren, wenn kommuniziert wird. Da muss nicht nur der Arzt seine Patienten fragen, wo es zwickt, sondern der KAV seine Ärzte. Sie wissen, wo Abläufe vereinfacht werden können. Wenn der KAV fordert, ihre Arbeitsabläufe umzustellen, muss er die Mediziner auch fördern und sie ernst nehmen. Sonst fühlen sie sich vor den Kopf gestoßen. (Marie-Theres Egyed, 28.7.2016)