Vatikanstadt/Wien – Papst Franziskus hat möglicherweise einen ersten Schritt zur Zulassung der Frauenordination in der katholischen Kirche gesetzt. Er hat eine zwölfköpfige ExpertInnenkommission bestellt, die sich mit der Geschichte des Frauendiakonats befassen soll, teilte der Vatikan am Dienstag laut Kathpress mit. Der Kommission gehört auch die Wiener Theologieprofessorin Marianne Schlosser an.

Schwerpunkt auf historischer Rolle der Diakoninnen

Die Kommission könnte nach Ansicht von ExpertInnen historische Argumente für eine Zulassung von Frauen zum Diakonat liefern. Franziskus hatte die Kommission im Mai bei einer Audienz für Ordensfrauen angekündigt. Nachdem es Spekulationen über die Tragweite dieser Ankündigung gegeben hatte, betonte der Papst Ende Juni, der Schwerpunkt der ExpertInnenarbeit solle auf historischen Fragen liegen.

Die Kommission solle die Rolle der Diakoninnen in der frühen Kirche untersuchen, hielt Franziskus fest. Zugleich sagte er, dass ihm die Funktion, die eine Frau innehabe, weniger wichtig sei als ihr Denken. Geleitet wird die Kommission vom Sekretär der Glaubenskongregation, Erzbischof Francisco Ladaria.

Diakonmangel

Für eine Zulassung von Frauen zum Diakonat hatte sich unter anderem das Internationale Diakonatszentrum in Rottenburg ausgesprochen. Das durch Weihe übertragene katholische Amt ist bisher Männern vorbehalten, die anders als Priester auch verheiratet sein dürfen. Angesichts des Priestermangels werden Diakone vermehrt zur Abhaltung von Gottesdiensten herangezogen, sie dürfen aber keine Sakramente spenden.

Die Zulassung von Frauen zum Priesteramt, eine Forderung von Reformbewegungen wie dem "Kirchenvolksbegehren", wird vom Vatikan strikt abgelehnt. Papst Johannes Paul II. hatte diese Position im Jahr 1994 mit dem Apostolischen Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" (Die Priesterweihe) einzementiert. Er begründete den Ausschluss von Frauen damit, dass Glaubensgründer Jesus Christus allesamt Männer zu seinen Aposteln berufen habe. (APA, 2.8.2016)