Fixstarterin Kathrin Zechner.

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Wer Kathrin Zechner in den letzten Wochen zur bevorstehenden ORF-Wahl fragte, erntete höchstens ein mitleidvolles Lächeln, frei nach dem Motto: Schatzerl, was soll ich sagen?

Sie sagte nichts, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit, und hatte recht. Denn die Tatsache, dass sie sowohl im Team des Siegers als auch in jenem des Verlierers als Fixstarterin ins Rennen ging, damit offenbar auch das Wohlwollen aller im Stiftungsrat und dahinter vertretenen parteipolitischen Positionen genießt, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Seit 2012 war Zechner Teil der Ära Wrabetz. Sie löste den glücklosen Wolfgang Lorenz ab und fuhr mit Verve und für Mitarbeiter mitunter erschöpfendem Zickzackkurs ins Programm.

Ihr größter Publikumserfolg war der Song Contest 2015, bei dem Zechner quasi im Alleingang gegen jeden Willen Conchita Wurst nach Kopenhagen schickte. Nicht auszudenken, wenn die Wurst den "Schas" nicht geholt hätte. Ums Siegerbild drängte sich dann wieder jede Menge Mannsvolk. Mit Serien wie Vorstadtweiber, Copstories oder Braunschlag sicherte sie sich einen Platz im heimischen Serienolymp. Mit sicherem Gespür für den Zeitgeist erfand sie die Landkrimis und holte dafür Regisseurgrößen wie Andreas Prochaska, Barbara Albert und Barbara Eder. Sie beendete die tranige Alleinherrschaft Moritz Eisners im Tatort und holte mit Adele Neuhauser einen Grimme-Preis.

Einen Anfang, ORF1 nicht nur mit Kaufserien zuzukübeln, machte die Wahlfahrt. Hanno Settele kutschierte bei der Nationalratswahl Klubobleute zum Wohlgefallen des Publikums durch die Gegend. Den Schwung nützte die ORF-1-Info mit Dokeins, das zeigte, dass Politikverdrossenheit keinesfalls ein Phänomen unter Jungen ist.

Tops und Flops

Nicht alles gelang. In den Sand setzte sie etwa eine Samstagabendshow mit grob peinlicher Performance von Stermann/Grissemann. Dem Sparstift zum Opfer fielen Dokusoaps wie Undercover Boss und Der härteste Job Österreichs für junge Zuseher. Zuletzt verheizte sie, wohl im Vorwahlkampffieber, Reportagen mit Alltagsgeschichten-Potenzial über Cowboys, Griller und Hundeschönheitskult.

Neue Formate funktionieren aber hinsichtlich ihrer Qualität nur mäßig. Das ZiB Magazin blieb ambitioniert, in der Themensetzung unbedeutend, ebenso wie Heute Mittag. Frühstücksfernsehen kann man in der Form nicht ihr, sondern Wrabetz anlasten, der sich damit die Stimmen der Stiftungsräte aus den Bundesländern sichern wollte.

Der Druck der nächsten Jahre ist nicht klein: ORF 1 muss sie umbauen, bei aller gebotener Sparsamkeit. Dass ihr jetzt die Informationsagenden aus der Hand genommen werden, schmeckt ihr gar nicht. Die Tatsache, dass in Magazinen, Talksendungen und Nachrichten ein gewisser Stillstand eingetreten ist, würde die Maßnahme rechtfertigen. Dass dahinter gewisse Begehrlichkeiten der Politik liegen, dürfte sie erklären. (prie, 9.8.2016)