St. Pölten – Die größte Änderung am diesjährigen Frequency-Festival ist – wie es die einschlägige Tradition verlangt – konsumistischer Natur: Auf dem dreitägigen Schlaraffen-Fest an der St. Pöltner Traisen wird ab heuer bargeldlos bezahlt. Die am Automaten individuell aufladbare Chipkarte spart Zeit und Nerven. Wer trotz aller Leichtigkeit seinen Cashflow einigermaßen im Auge behalten will ("Was? Jetzt ist die schon wieder leer?!"), dem sei die FQ-App fürs Handy ans Herz gelegt. Bankomaten gibt es keinen mehr – was das illustre Campingplatzgewerbe (Armbandknüpfer und sonstige Tandler) eher nicht freuen wird.

Breit gefächert und ohne übergroße Namen präsentiert sich das musikalische Treiben. Am Mittwoch öffnete für eine "Pre-Party" der "Nightpark" seine Tore. Ins Tagesgeschehen steigt man am Donnerstag ein, wo der heimische Topact Bilderbuch Festival-Untoten wie Deichkind und Paul Kalkbrenner die Show stehlen darf. Sanft herangeführt wird man an diesem Abend von den im Fahrwasser von Mumford & Sons bekannt gewordenen Folk-Streichlern The Lumineers. Spätnachts gibt es noch dunklen Minimal der deutschen Tech-Produzenten Extrawelt.

Punk, Hip-Hop, Rave

Zum Schmunzeln wird der Freitagnachmittag auf der Greenstage, wenn Turbobier aus Simmering, gefolgt von Fat White Family (UK), zeitgenössische Varianten des (Post-)Punk und die ein oder andere Grauslichkeit vorführen. Auf der Weekender-Stage treffen sich Austro- und US-Hip-Hop unter anderem mit Skero und Anderson Paak. Marcus Füreder alias Parov Stelar kommt am Freitag mit seiner Tanzband zu Headliner-Ehren. Limp Bizkit, Manu Chao, Massive Attack und die interessanten Rave-Prollsatiriker Die Antwoord aus Kapstadt setzen als Big-Names den Festival-Schlusspunkt.

Eingedenk ihrer ein paar Jahre zurückliegenden Glanzzeiten gastieren aber auch wiederauferstandene Herrentrupps aus Deutschland: Sportfreunde Stiller (Freitag) decken die Kuschelvariante ab, kratzig hingegen die früheren Skandalpunker WIZO. Sie müssen am Samstag wohl oder übel feststellen, dass man der Utopie Anarchie in 30 Jahren Bandgeschichte trotz Bierbestellung per Prepaidkarte keinen Schluck näher gekommen ist. Verdammtes Geld! (stew, 17.8.2016)