Ein Grauer Mausmaki unserer Tage. Ihm dürften die 54,5 Millionen Jahre alten Primaten aus Gujarat laut den Forschern am nächsten gekommen sein.

Foto: David Haring, Duke Lemur Center

Baltimore – Im "Journal of Human Evolution" stellten US-Forscher einen 54,5 Millionen Jahre alten Fossilienfund vor, der einige Rätsel aufgibt. Das Team von der John Hopkins University und der Des Moines University bezeichnet die Tiere als die urtümlichsten Primaten, die man bislang gefunden hat – doch es sind nicht die ältesten.

Die 25 winzigen Knöchelchen, die in einer Kohlemine im indischen Gujarat gefunden wurden, weisen Merkmale sowohl von Feuchtnasen- als auch von Trockennasenaffen auf. Alle heutigen Primaten gehören einer dieser beiden Gruppen an, wir Menschen zählen zu den Trockennasenprimaten.

Man könnte meinen, dass es sich bei den rattengroßen Baumbewohnern aus Indien um die gemeinsamen Urahnen der heutigen Primaten handeln würde, doch sind die Knochen dafür zu jung. Und die bereits bekannten älteren Primaten wie beispielsweise Teilhardina, der vor 56 Millionen Jahren in Europa und Nordamerika lebte, lassen sich schon einer der oben genannten Gruppen zuordnen.

Die Tiere aus Gujarat weisen also urtümliche Merkmale aus einem früheren Zeitalter auf, als sich die Primaten noch nicht so weit spezialisiert hatten, dass sie sich in die heutigen Gruppen aufspalteten. Und sie bewahrten diese Züge, während sich andernorts auf der Welt die Primaten bereits weiterentwickelt hatten.

Noch erstaunlicher ist aber der Fundort selbst: Indien war damals noch nicht mit Eurasien verbunden, wo die Urheimat der Primaten vermutet wird. Wie und wann diese Tiere auf den isolierten Inselkontinent gelangten, bleibt vorerst ungeklärt. (red, 19. 8. 2016)