Alle für einen – zumindest, wenn Leckereien dabei herausschauen.

Foto: of Frans de Waal / Yerkes National Primate Research Center

Atlanta – Schimpansen arbeiten lieber zusammen als miteinander zu konkurrieren. Das berichten Forscher aktuell im Fachblatt "PNAS". Ihre Beobachtungen an den Primaten widersprechen der Annahme, dass Kooperation ein speziell menschliches Phänomen sei.

Die Wissenschafter um Malini Suchak von der Emory Universität in Atlanta, die inzwischen am Canisius College in Buffalo lehrt, hatten elf Schimpansen vor die Wahl gestellt: Es gab Belohnungen in Form von Futter entweder durch Kooperation oder durch kompetitives Verhalten zu ergattern.

Kooperative Partner bevorzugt

Um das Obst zu erhalten, mussten zwei oder drei Affen zusammen an einer Vorrichtung ziehen. Den Forschern zufolge konnten die Schimpansen selber ihre Partner für die Aufgaben auswählen. Sie konnten aber auch durch Konkurrenzkampf an die Belohnungen gelangen – etwa, indem ein Schimpanse einen anderen vertrieb oder das Obst stibitzte.

Insgesamt hätten in dem Experiment Mitglieder der Gruppe 3.565 Mal innerhalb miteinander kooperiert – knapp mehr als 600 Mal hätten sie dagegen Konkurrenzverhalten gezeigt. Unter den Tieren sei daher Kooperation fünf Mal wahrscheinlicher als Wettbewerb, so die Biologen. Indem sie zunehmend kooperative Partner für die Aufgaben aussuchten und kompetitive Affen bestraften, reduzierte die Schimpansen-Gruppe demnach untereinander den Wettbewerb.

Kontrast zu früheren Studien

"Vorangegangene Aussagen in der Literatur beschreiben menschliche Kooperation als 'große Anomalie' und Schimpansen als Tiere, die Wettbewerb der Zusammenarbeit vorziehen", sagte Suchak. "Es stellt sich aber heraus, dass die Schimpansen sehr gut darin sind, Wettbewerb zu vermeiden." Das Verhältnis zwischen Kooperation und Konkurrenz bei Menschen und Schimpansen sei ähnlich.

Die Affen-Gruppe bestand aus zehn Weibchen und einem Männchen, die seit über 20 Jahren zusammenleben. Nur ein Schimpanse hatte im Durchschnitt öfters mit den anderen konkurriert als kooperiert: Mai, ein fast blindes, 48-jähriges Weibchen. Auch eine zweite Gruppe von 15 Schimpansen wurde getestet.

Die Ergebnisse stehen den Forschern zufolge im Kontrast zu bisherigen Studien, die besagten, dass Schimpansen nur in Umgebungen kooperieren, die Wettbewerb nahezu ausschließen und gezielt auf Zusammenarbeit ausgelegt sind. (APA, red, 22. 8. 2016)