ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner muss sich derzeit oft mit Fragen nach seinem Hauptkonkurrenten Kurz herumschlagen. Montagabend parierte er tapfer: "Das ist alles mit mir abgestimmt."

Foto: APA / Georg Hochmuth

Wien – Eine gute Stunde vor dem spätsommerlichen ORF-Auftritt von Reinhold Mitterlehner, fast auf den Tag genau vor zwei Jahren zum ÖVP-Obmann gekürt, wies sein prononciertester Konkurrent und wahrscheinlichster Nachfolger am Montagabend noch schnell via "ZiB 1" jegliche Übernahmegelüste zurück. "Nein, es reizt mich nicht!", versicherte Außenminister Sebastian Kurz, gerade dreißig geworden, zu seinen Ambitionen in die Kamera, am Rande eines schwarzen Treffens in Alpbach gestellt, und: "Ich habe wenig Freude mit solchen Personaldiskussionen."

Weil das Zurückweisen von Obmanndebatten in der ÖVP traditionell alles andere als ein gutes Omen ist, nahm dann um Punkt 21.06 Uhr ein demonstrativ gefasster Mitterlehner bei der fünften Runde von Moderatorin Susanne Schnabl Platz. Doch die machte es ihrem Studiogast nicht einfach, ihre erste Frage lautete sogleich: Verschleierungsverbot für muslimische Frauen, Ein-Euro-Jobs für Asylwerber, et cetera, et cetera – ob nicht längst Kurz in der Partei die Linie vorgebe? Mitterlehner parierte tapfer: "Das ist alles mit mir abgestimmt." Er könne das nicht als Problem erkennen – noch dazu, wo er selbst gerade auf Urlaub war.

Neuwahlen keine Option

Als Nächstes konfrontierte die Moderatorin den Vizekanzler mit dem Dauerstreit in der Koalition – um Obergrenze, Notverordnung, Mindestsicherung und, und, und. Mitterlehner versicherte, dass es gerade deswegen nun so wichtig sei, in den Arbeitsmodus zu kommen, etwa bei der neuen Gewerbeordnung. Einen vorzeitigen Koalitionsbruch schloss er – ungefragt – sogleich aus, denn: "Durch Neuwahlen wird es nicht besser, sondern nur konfliktreicher" – gerade beim Flüchtlingsthema.

Eine gnadenlose Zuspielung erinnerte den Studiogast an dieser Stelle daran, dass er vor einem Jahr angesichts der Kühllaster-Katastrophe in Parndorf noch für "eine Schubumkehr" in der Asylpolitik eingetreten war. Ausgerechnet hier nahm Mitterlehner Anleihe bei den einst "unpopulären" Forderungen von ÖVP-Talent Kurz, der ja damals "schon darauf hingewiesen" habe, dass es nun etwa einen besseren Schutz der EU-Außengrenzen brauche – was in der Union nun längst gemeinsame Position sei.

Ob wirklich er die ÖVP in die nächste Nationalratswahl führen wolle? "Ich bin der Letzte, der jemandem im Weg steht", so Mitterlehner. Dann riss ihm an dem Abend doch der Geduldsfaden: "Aber das werden wir zum gegebenen Zeitpunkt entscheiden. Darauf können Sie Gift nehmen!" (Nina Weißensteiner, 29.8.2016)