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Komiker Gene Wilder (hier bei einer Theaterprobe 1996) ist im Alter von 83 Jahren an der Alzheimer-Erkrankung gestorben.

Foto: REUTERS/Shawn Baldwin

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Gene Wilder im Jahr 2005.

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Stamford/Wien – In ihrem berühmten Text über "Bonnie & Clyde" beschäftigte sich die Kritikerin Pauline Kael ausführlich mit der Frage, wer denn am Ende die "Arschkarte" bekommt. Auf wessen Kosten geht der Witz? Kael dachte dabei letztlich an das ganze Publikum, das gegen Ende der 60er-Jahre nicht länger mit richtigen Hollywoodfilmen versorgt wurde, sondern billige Imitate in Kauf nehmen musste. Statt Komödien gab es nun "spoofs", also Parodien, oder, wenn man es ein wenig plastischer sagen will, "Verarschungen". Die Nachricht vom Tod Gene Wilders könnte man zum Anlass nehmen, den Text von Kael noch einmal neu zu lesen. Denn es war "Bonnie & Clyde", in dem Wilder seine erste markante Rolle hatte, einen Bestatter aus Wisconsin, den die Gangster als Geisel nehmen. "Wo der Käse herkommt", das ist die Zeile, die von damals nachklingt. Und Wilder steht vielleicht wie kein anderer Schauspieler für diese Ära des Parodistischen, die damals begann.

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Ein Jahr nach "Bonnie & Clyde" wurde er neben Zero Mostel in der Musicalverfilmung "The Producers" von Mel Brooks ein Star. Es war auch der Auftakt zu einer langen Reihe von "spoofs", in denen Gene Wilder zu einem prägenden Darsteller wurde: Er sah nicht so grotesk aus wie Marty Feldman, mit dem er in "Frankenstein Junior" zusammentraf, aber es war eben doch immer die Frage, ob er für eine andere Rolle zu gebrauchen wäre als eine, die zum Schießen komisch war. Vier Mal spielte er mit dem afroamerikanischen Komiker Richard Pryor zusammen. Vor allem "Zwei wahnsinnige starke Typen" gilt heute als wesentliche Buddy-Komödie. In Erinnerung bleibt Wilder aber auch mit diesen Filmen: "Der wilde, wilde Westen", "Ein Rabbi im Wilden Westen" oder "Sherlock Holmes’ cleverer Bruder" (bei dem er dann auch selbst Regie führte). Dass er persönlich ein vielschichtiger Mensch war, begreift man bei Rollen wie der des Willy Wonka in "Charlie und die Schokoladenfabrik".

Gene Wilder wurde als Jerome Silberman 1933 in Milwaukee in eine jüdische Familie geboren. Sein Talent für das Komische leitete er später aus der Beziehung zu seiner Mutter in der Kindheit her. Sie war herzkrank, und der sechsjährige Sohn unternahm alles, um sie zum Lachen zu bringen. "Liebe und Kunst" waren seine Ziele im Leben, so heißt es in seiner Autobiographie "Kiss me Like a Stranger", die 2005 erschien. Am Montag ist Gene Wilder im Alter von 83 in Stamford, Connecticut, an Komplikationen infolge einer Alzheimer-Erkrankung gestorben. (reb, 30.8.2016)