Wenn Sie so wählen, wählen Sie falsch! Wahlkuvert selbst einwerfen ist künftig nicht mehr erlaubt. Ausschließlich der Wahlleiter oder die Wahlleiterin darf das Kuvert in die Urne werfen.

Foto: APA / Robert Parigger

Wien – Auch wenn der Verfassungsgerichtshof die Weitergabe von Ergebnissen vor Wahlschluss verboten hat, werden die Bürger nicht allzu lange auf die ersten Hochrechnungen zur Hofburg-Stichwahl am 2. Oktober warten müssen. Die Arge Wahlen (APA) und das Institut Sora (ORF) gehen davon aus, dass sie zwischen 17.10 und 17.15 Uhr erste Prognosen veröffentlichen werden – und zwar recht genaue. Denn dann ist schon fast die Hälfte der Stimmen ausgezählt.

Sowohl Christoph Hofinger (Sora) als auch Franz Sommer (Arge Wahlen) gehen davon aus, den Wahlausgang (inklusive Briefwahl) kurz nach 17.00 Uhr mit einer Schwankungsbreite von 1 bis 1,5 Prozent vorhersagen zu können. Was freilich im Fall der Stichwahl bedeuten kann, dass man noch nicht weiß, wer Bundespräsident ist. Denn in der vom Verfassungsgericht aufgehobenen Stichwahl vom 22. Mai war der Abstand zwischen Alexander Van der Bellen (50,35 Prozent) und Norbert Hofer (49,65) sehr knapp.

Stress für die Hochrechner

Das vom Verfassungsgerichtshof festgestellte Verbot für das Innenministerium, Teilergebnisse von Wahlen – wie in den letzten Jahrzehnten – an Medien und Forschungsinstitute weiterzugeben, beeinträchtigt die Arbeit der Hochrechner nicht wirklich. Es macht sie nur stressiger um 17 Uhr, wenn ihre Prognosen der breiten Öffentlichkeit mitgeteilt werden können. Denn sie können ihre Modelle nicht mehr über einen längeren Zeitraum überprüfen.

Die Entscheidung, welche Variante der Hochrechnung zugrunde gelegt wird, muss nun in wenigen Minuten gefällt werden. Das Innenministerium liefert erst um 17 Uhr – und nicht schon ab dem frühen Nachmittag – die bis dahin ausgezählten Ergebnisse. Das sind bei einer Wahl mit nur zwei Kandidaten ziemlich viele: Nicht viel weniger als die Hälfte der Stimmzettel werden schon ausgewertet sein. Vorarlberg (mit dem frühen Wahlschluss 13 Uhr) war an den Wahlsonntagen im April und Mai kurz nach 15 Uhr schon ganz, das Burgenland fast ganz ausgezählt, auch viele steirische Bezirks- und insgesamt mehr als 1.000 Gemeindeergebnisse lagen schon vor.

Verschiedene Hochrechnungsvarianten

All diese elektronisch übermittelten Ergebnisse auf einen Schlag in die Computerprogramme einzuspielen wird am 2. Oktober einige Minuten dauern. Dann analysieren die Hochrechner die Daten und entscheiden sich, welche der vorbereiteten Varianten zum Einsatz kommt. Dabei stehen sie (wie bei allen Wahlen) vor dem Problem, dass um 17 Uhr vorwiegend Ergebnisse aus dem ländlichen Raum vorliegen, nicht aus großen Städten wie Graz oder Wien, wo sich Van der Bellen am 22. Mai den Sieg holte.

Also haben die Hochrechner verschiedene Varianten vorbereitet, um vom Geschehen am Land auf die Städte und das Gesamtergebnis hochzurechnen. Sora hat drei Grundmodelle, mit jeweils einer Reihe von Untervarianten. Am schwierigsten wird es, erläuterte Hofinger der APA, wenn Hofer am Land leicht – also einen halben Prozentpunkt – zulegt. Dann ist es gut möglich, dass Van der Bellens Vorsprung in den Städten nicht ausreicht, um wieder zu gewinnen. Legt Van der Bellen am Land leicht zu, wäre ihm der Wahlsieg wohl sicher – und bleibt er gleich, könnte man auch davon ausgehen.

Ohne Wien wenig Aussagekraft

Wirklich aussagekräftig wird die Hochrechnung, wenn erste Grazer (Sprengel)ergebnisse – rund um 17 Uhr – und die ersten Wiener Resultate vorliegen. Wien beginnt einheitlich um 17 Uhr mit der Auszählung, die ersten Bezirke sind gegen 18 Uhr fertig.

Auch am 2. Oktober könnte freilich der Fall eintreten, dass Hofer bei den Urnenwählern Erster ist und Van der Bellen ihn mit den Briefwahlstimmen überholt. Womit auch deren Auszählung am Montag wieder spannend würde. Die Arge Wahlen hat eine eigene Hochrechnung für die Wahlkarten vorbereitet. Nach Vorliegen von zehn bis 15 Bezirksergebnissen könne man dann bereits das Endergebnis prognostizieren, erklärte Sommer im Gespräch mit der APA.

Prinzipiell ist die Hochrechnung bei dieser Stichwahl eine recht einfache Übung – schließlich liegt mit dem aufgehobenen Urnengang vom 22. Mai eine fast idente Wahl zum Vergleich vor. Wesentlich schwieriger sind die Prognosen etwa bei der Nationalratswahl – wenn andere Kandidaten als voriges Mal antreten und der Vergleichs-Wahlgang mehrere Jahre zurückliegt. (APA, 1.9.2016)