Bild nicht mehr verfügbar.

Für den deutschen EU-Politiker Lucke ist der Euro ein Experiment, das an Menschen statt üblicherweise Tieren durchgeführt werde.

Foto: Jan-Peter Kasper

Wien/Alpbach – Wenn der konservative EU-Politiker Bernd Lucke von der Allianz für Fortschritt und Aufbruch (Alfa) und der linke griechische Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis über EU, Euro und die Eurozone diskutieren, dann könnte man wenig Einigkeit erwarten. Beide waren sich bei einer bei den Finanzmarktgespräche in Alpbach aber immerhin einig, dass es sich beim Euro um ein "schlechtes Experiment" handle.

Varoufakis sagte wenig überraschend, dass er gegen den Euro ist – nicht weil er gegen eine Einheitswährung selbst sei, sondern gegen deren Struktur. Die Probleme mit dem Euro müssten in den Griff bekommen werden, sonst würde er zur Geschichte werden. Vielleicht könnte dann östlich des Rheins und nördlich der Alpen eine neue Währung entstehen. Varoufakis zählte Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien und die Slowakei auf.

Kein Weg zurück

Der deutsche EU-Parlamentarier Lucke, wie Varoufakis Wirtschaftsprofessor, sagte, "der Euro ist ein riesengroßes Experiment". Vorher habe es keine gemeinsame Währung für so unterschiedliche Länder wie jene der Eurozone gegeben. "Experimente werden normalerweise mit Tieren gemacht, aber das wurde mit Menschen gemacht." Das Experiment könne nicht mehr umgekehrt werden, das sei in den Verträgen nicht vorgesehen – ohne Austritt aus der Union. "Ein bizarres Experiment, trotzdem haben wir uns verpflichtet es durchzuführen und eigentlich läuft es ewig." Die Ergebnisse bisher seien "katastrophal". Nachbarländer von Griechenland ohne Euro hätten in den vergangenen zehn Jahren Wachstum verzeichnet, während Griechenland stark geschrumpft sei. "Deswegen glaube ich, es ist ein Spaltpilz für die Europäische Union." Wenn die nächste Krise komme, würden wahrscheinlich die gleichen Länder wie zuletzt nicht reagieren können, "weil sie keine eigene Währung haben".

Varoufakis sieht im Euro ebenso "ein schlecht konzipiertes Experiment". Es gehe um den politischen Willen. Es sei essenziell, dass die Währung repariert werde. Regeln, die ursprünglich geschaffen worden seien, "konnten gar nicht eingehalten werden", meinte er über Defizitgrenzen und Co.

Gestärkte Eurozone

Daniela Schwarzer vom German Marshall Fund of the United States (GMF) sagte, es habe über die Jahre sehr wohl Verbesserungen beim Euro gegeben, die die Eurozone gestärkt hätten. Aber die Struktur der Eu sei noch nicht so, wie sie sein sollte. Es brauche finanzielle und wirtschaftliche Reformen, vor allem aber müssten die demokratischen Fundamente des Euro und der Eurozone neu aufgestellt werden.

Franz Schellhorn sagte, der Euro habe einige Vorteile gebracht. "Uns geht es besser als vor zehn, fünfzehn Jahren", so der Leiter des wirtschaftsliberalen Think Tanks Agenda Austria. Probleme gebe es in der Politik, die sich nicht an Regeln gehalten hätte, die sie selbst geschaffen hätte – vor allem zu hohe Ausgaben noch vor der Krise. Viel hänge für die Eurozone von den kommenden Wahlen vor allem in Frankreich ab. Würden die extremen Rechten gewinnen, sieht Schellhorn "massive Probleme" für die Zukunft des Euros wie er jetzt ist. (APA, 1.9.2016)