Die Politik verwöhnt uns gerade mit Überraschungen, nach der Sommerpause scheint die politische Energie entfesselt zu sein. Nehmen wir die ÖVP: Sie ersetzt den recht unbekannt gebliebenen Generalsekretär mit einem altgedienten Parteimann, der "den Markenkern der ÖVP schärfen soll". Wie? Ha, das verrät er nicht. "Wir werden Sie überraschen", sagt er nur. Überraschendes wird es auch brauchen, so leicht lässt sich Pudding nicht festnageln.

Im Finanzministerium zeigt man sich sogar körperlich entfesselt. Der ÖVP-Minister verspricht auf die Österreich-Frage, was passiere, wenn bei der Pensionsreform "nichts weitergeht", zwar weder blaue Wunder noch schwarze Überraschungen, übernimmt aber Haftungen: "Dann garantiere ich Ihnen: Dann müsste einmal ich auf den Tisch hauen." Da spricht der Exmöbelhändler.

Bei der SPÖ haut zwar keiner auf den Putz, putzige Ideen hat sie aber auch. Die Stadt Wien krempelt die Spitals- und Gesundheitspolitik um, Ärzte warnen und protestieren, obwohl man ihnen das Streikrecht abspricht? Alles nur eine Definitionsfrage, vermeint die rote Gesundheitsstadträtin. Sie erklärt per Krone, man verlege ja nur "die Nachtdienste in den Tag". Noch origineller ihre Beschreibung, wie die Stimmung auf dem Ärzteball wäre, fände der jetzt statt: "Ich würde sehr angenehme Gespräche führen und lustige Tänze tanzen." Lustig tanzen, bestimmt. Und morgen wird die Nacht zum Tag. (Renate Graber, 6.9.2016)