Christian Seiler (Mitte) moderierte ein räumlich zweigeteiltes Podium, das sich aber einig war: Übernahme muss gut geplant sein.

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Bezau – Eine alte Wirtshausstube, die Diskutierenden durch eine halbhohe Holzwand in zwei Gruppen getrennt. Das Setting für die Diskussion über Chancen und Bürden des Erbens war so ungewöhnlich wie der Ort. Die Veranstalter des Forums faq Bregenzerwald hatten ins leerstehende Gasthaus Krone in Bezau geladen. Ein Traditionshaus unter Denkmalschutz, aber inzwischen ohne Funktion. In der Wirtshausbrache wurde einen Abend lang über Erben und Übernehmen sinniert.

Ellen Nenning, junge Hotelière von der Gams vis-à-vis, wusste auf dem Podium von den Hürden einer Übernahme im Familienverbund zu erzählen. Den Wandel vom 65-Betten-Gasthaus zum 65-Zimmer-Kuschelhotel der Großfamilie schmackhaft zu machen war eine emotionale Gratwanderung, sagte sie. "Da kann nicht jeder mit, das muss man einsehen."

Nicht mehr zu erreichen

Das elterliche Hotel nicht übernehmen wollte der Lecher Michael Moosbrugger. Er sah keine Entwicklungsperspektive, "Großeltern und Eltern hatten alles erreicht, was zu erreichen war". Moosbrugger überließ das Hotel Post dem jüngeren Bruder, fand seine Berufung als Winzer und Manager des Weinguts Schloss Gobelsburg.

Hubert Rhomberg, Bregenzer Bauunternehmer, war als jüngerer Sohn "der Plan B". Sein Vater hatte den Betrieb erst mit 53 Jahren vom Großvater bekommen. "Er wollte das bewusst anders machen, hat an mich mit 60 übergeben." Drei Monate habe sich der Senior dann nicht in der Firma sehen lassen. "Er hat mich machen lassen, dafür bin ich ihm sehr dankbar", sagt Rhomberg, der mit Rhomberg Bau 581 Menschen beschäftigt.

Ideales Alter

Aus Sicht des Salzburger Wirtschafts- und Organisationspsychologen Rainer Buchner eine beispielhafte Übergabe. Das ideale Alter für den Generationenwechsel sei zwischen 50 und 60 bei Vater/Mutter und zwischen 30 und 40 bei Sohn/Tochter. Maximal fünf Jahre dürfe die Übergabe dauern.

Patriarchen, die am Familienimperium festhalten, gefährden den Betrieb, warnt Buchner: "Ist einer über 70, wird es schwierig. Denn da fühlen sie sich mit jedem Jahr jünger und Gott ähnlich." Und: "Nicht jeder Betrieb ist es wert, weitergeführt zu werden. "Söhne sind nicht die Museumswärter väterlicher Grandiosität."

Familienbetriebe optimistisch

Mit dem jährlichen European Family Business Barometer, dessen aktuelle Ergebnisse am Dienstag veröffentlicht wurden, bestätigt KPMG die Notwendigkeit sorgfältig geplanter Übergaben. 40 der Befragten sehen potenzielle Konflikte. Junge lehnen Zwang zur Übernahme ab. 88 Prozent der Befragten beschäftigen mittlerweile familienfremde Manager. Das Barometer der österreichischen Familienbetriebe zeigt ein moderates Hoch: 69 Prozent sind zuversichtlich für 2017, Sorgen bereitet aber 57 Prozent der Mangel an Fachkräften. (Jutta Berger, 7.9.2016)