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Was brauchen Flüchtlinge, um Arbeit zu finden? Die OECD hat zwei recht simple Empfehlungen. Schon leicht fortgeschrittenes Deutsch und Basisqualifikationen erhöhen die Chancen auf einen Job massiv.

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Wien – Einen vorgefertigten Masterplan, wie Flüchtlinge schnellstmöglich integriert werden können, gibt es nicht. Es ist ein langwieriger Prozess, der Migranten, Einheimische, Firmen und die Behörden fordert. Aus einer Studie von OECD und EU-Kommission lässt sich für Österreich aber zumindest ein simpler Schluss ziehen: So wie in der Vergangenheit sollte man es nicht machen.

Kriege und Krisen gibt es auf der Welt nicht erst seit dem vergangenen Herbst. So lebten 2014 schon über 1,7 Millionen Flüchtlinge in der EU. Wie ihre Integration funktionierte, haben OECD und Kommission nun in dem Papier analysiert, das am Mittwoch präsentiert wurde. Dabei kommt Österreich alles andere als gut weg.

Sprachdefizite

Bei den Sprachkenntnissen der Flüchtlinge gehört das Land im EU-Vergleich zu den absoluten Schlusslichtern. Unter jenen, die bereits seit bis zu zehn Jahren im Land sind, besitzen nur 54 Prozent das Niveau B1 ("leicht fortgeschritten"). In Norwegen sind es 74 Prozent, in Schweden 82 Prozent. Nur Deutschland ist im Vergleich noch schlechter: Dort besitzen gar nur 40 Prozent B1-Niveau.

Das behindert die Integration. Denn die Studie zeigt auch, dass es die Jobchancen massiv steigert, B1-Fähigkeiten zu besitzen. Im Vergleich zu Anfängern ist die Wahrscheinlichkeit, eine Arbeit zu finden, doppelt so groß. Wer mittelmäßig Deutsch kann und über Basisqualifikationen verfügt, hat eine gute Chance, einen Job zu finden, sagte der OECD-Ökonom Thomas Liebig bei der Vorstellung der Studie. Österreich habe in der Vergangenheit eine nicht sehr aktive Integrationspolitik betrieben, sagt Liebig im Gespräch mit dem STANDARD. Das sei mittlerweile besser, das Land liege im Vergleich aber noch immer zurück.

Verzahnung vorantreiben

Die Verzahnung der verschiedenen Bemühungen zur Integration müsse man noch vorantreiben. In den skandinavischen Ländern gebe es auf zwei bis drei Jahre einen klaren Plan, was mit den Flüchtlingen passieren soll. Dass es für Asylwerber praktisch unmöglich ist, eine Arbeit anzunehmen, sei für die Integration ebenso hinderlich, vor allem bei langen Asylverfahren.

Die OECD empfiehlt der Politik, Menschen mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit, also etwa Syrer, schneller in den Arbeitsmarkt zu lassen. Deutschland hat seinen Jobmarkt unter einigen Bedingungen unlängst ab dem dritten Monat des Asylverfahrens geöffnet, wobei Menschen aus sicheren Herkunftsstaaten ausgeschlossen sind. Liebig hält das für einen sinnvollen Weg.

Dass die Integration in Österreich und Deutschland zuletzt schlecht funktionierte, lässt sich auch an der Zahl der eingebürgerten Flüchtlinge festmachen. So ist fast jeder Flüchtling, der sich länger als zehn Jahre in Schweden aufhält, eingebürgert worden. In Österreich sind es etwa 50 Prozent, in Deutschland nur 40.

Ernüchternde Ergebnisse

Ernüchternd sind neue Zahlen zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. Bislang ließ sich aus den Studien der OECD schließen, dass es etwa fünf bis sechs Jahre dauert, bist 50 Prozent der Flüchtlinge einen Job finden. Mit den neuen Daten aus 2014, die die Studie jetzt behandelt, wurde das auf zehn Jahre nach oben revidiert.

"Mit den Fortschritten, die in der Integrationsarbeit zuletzt gemacht wurden", sagt OECD-Ökonom Liebig, "dürfte das jetzt aber nicht so lange dauern." In der Vergangenheit hat es also zehn Jahre gedauert, künftig seien fünf Jahre wieder ein realistischer Wert.

Eine weitere Erkenntnis: Verlieren Flüchtlinge ihren Job, tun sie sich schwerer als andere, wieder Arbeit zu finden. Die Arbeitslosenrate bei Flüchtlingen lag in der EU 2014 bei 20 Prozent. Zwei von drei arbeitslosen Flüchtlingen suchen seit mehr als einem Jahr eine Arbeit, jeder Dritte hatte seit mehr als zwei Jahren keinen Job.

Auf die Integration von Frauen müsse man ein besonderes Augenmerk legen, rät die OECD. Sie würden sich viel seltener einen Job suchen als Männer. Hier sei es sinnvoll, parallel zu den Sprachkursen auch Kinderbetreuungsplätze anzubieten. Es brauche auch die Hilfe von schon länger im Land lebenden Migrantinnen. (Andreas Sator, 7.9.2016)