Der nächste lebende Verwandte der ausgestorbenen Karibischen Spitzmäuse ist der Schlitzrüssler.

Foto: Natural History Museum, London UK

London – Britische Forscher haben das Erbgut einer Tierfamilie unter die Lupe genommen, die der Ankunft des Menschen zum Opfer gefallen ist: Karibische Spitzmäuse (Nesophontes) lebten zumindest bis ins 16. Jahrhundert auf verschiedenen Inseln der Karibik. Nach der Ankunft der Europäer begannen die je nach Spezies fünf bis 15 Zentimeter langen Tiere zu verschwinden: Vermutlich auskonkurrenziert durch vom Menschen eingeschleppte Ratten und Mäuse.

Verwandtschaften

Ihrem Namen zum Trotz waren sie keine eigentlichen Spitzmäuse, aber mit diesen verwandt: Auch sie gehörten zur Ordnung der Insektenfresser, was zugleich auch ihrer Ernährungsweise entsprach. Ihre nächsten Verwandten innerhalb dieser Ordnung dürften die auf Kuba und Hispaniola lebenden Schlitzrüssler sein, die um einiges größer sind, erstaunlicherweise ihre kleinen Verwandten aber überlebt haben.

Auch von den Schlitzrüsslern unterschieden sich die Karibischen Spitzmäuse aber deutlich, berichten Wissenschafter um Ian Barnes vom Naturhistorischen Museum in London im Fachblatt "Molecular Biology and Evolution". Zur Analyse der Nesophontes-DNA nutzten die Forscher Knochenreste eines Exemplars, die in einem Eulengewölle gefunden worden waren.

Die beiden Insektenfressergruppen dürften sich bereits voneinander getrennt haben, als sich im Norden der Karibik vulkanische Inseln gerade erst herauszubilden begannen. Die evolutionären Wurzeln dieser Tiere reichen laut den Forschern 70 Millionen Jahre zurück, also bis ins Zeitalter der großen Dinosaurier. Vor ein paar Jahrhunderten dann fand diese lange Geschichte ein Ende – und nicht nur die der Karibischen Spitzmäuse: "Nesophontes war nur eines der Dutzenden Säugetiere, die in der Neuzeit in der Karibik ausstarben", so Barnes. (red, APA, 17. 9. 2016)