Dienstagabend, Tag eins der Modewoche. Auf den ersten Blick hat sich hier wenig verändert: Vor dem Zelt am Museumsquartier parkt der Foodtruck von Neni, innen Vorfreude auf die Show von Michel Mayer. Sommerkleider und Overalls nippen neben der Fotowand an den Sektgläsern, auf den Sitzplätzen warten türkisfarbene Fächer auf die Gäste. Die verteilen sich auf dreieinhalb Reihen, auf den oberen Rängen Leere, ist ja noch früh am Abend.

Michel-Mayer-Overall
Foto: Thomas Lerch

Über den Laufsteg schreiten knielange Bleistiftröcke, Wickelkleider mit Wasserfall-Ausschnitt, Overalls, Bolero-Jäckchen und Blumenapplikationen, dazwischen ein Wiedersehen mit dem schulterfreien Schleppenkleid aus der Eröffnungsshow. Mayer gehört zu den Routiniers der Modewoche, für große Überraschungen ist ihre Show nicht zu haben.

Abendmode von Michel Mayer
Foto: Thomas Lerch

Ihre Botschaft: Wer Taft und gebauschte Abendroben will, komme in meinen Shop in die Singerstraße. Da finden wir dann schon was – der nächste Ball, er kommt bestimmt. Denn was Tommy Hilfiger und Ralph Lauren gerade in New York unter großem Getöse veranstalten, hat die Wiener Modewoche von Anfang an gewusst: Modeschauen werden für die Endverbraucher gemacht.

Was in Wien allerdings zu kurz kommt: die Abwechslung.

Mädchenhaft ausgestellt: ein Look von Anelia Peschev
Foto: Anelia Peschev

Immerhin, auf Designerin Anelia Peschev ist Verlass. Ab 20 Uhr macht sich mit ihrer Show ein Hauch Society-Glamour im Zelt breit. Eva Dichand (der einjährige Studienaufenthalt in den USA ist im August zu Ende gegangen) macht es ihren langbeinigen Sitznachbarinnen in Reihe eins gleich: Sie streckt die sonnengeküssten Haxen aus, zu New Orders "Blue Monday" läuft eine Kollektion im ordentlichen Tempo durch das Zelt.

Knielanges Kleid von Anelia Peschev
Foto: Thomas Lerch

Das ist schon einmal eine gute Nachricht. Die Mode eigentlich auch. Peschev knüpft an internationale Trends an, zeigt lange Volantkleider, Schleifen, Bubikrägen, Folklore-Elemente. Die Models tragen roten Glitzer auf den Lippen, Peschev kennt eben die Vorlieben ihrer Kundschaft.

Eva Dichand und Begleitung in der Front Row
Foto: Philipp Enders

Eva Dichand jedenfalls hat sich für silbern glitzernde Mary Janes an ihren Füßen entschieden. Sie tragen die Medienfrau nach der Show in Windeseile zum Ausgang. Da draußen wartet nämlich schon eine endlose Besucherschlange auf die #look! Style Awards – moderiert von Uschi Fellner. Nichts wie weg. (feld, 14.9.2016)