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100.000 Euro pro Jahr sollen die zusätzlichen Tests laut Verkehrsminister Leichtfried kosten.

Foto: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Wien – Der Druck der EU-Kommission in der Causa Dieselgate zeigt Wirkung: Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) gibt die Blockade seiner Vorgänger und Parteifreunde Alois Stöger und Gerald Klug auf und lässt beim hauseigenen Bundesamt für Verkehr (BAV) nun doch Kraftfahrzeugtests durchführen. "Wenn bei Abgastests manipuliert wird, ist das ein dreister Betrug am Kunden, der noch dazu schädlich für Umwelt und Gesundheit ist", stellte Leichtfried am Mittwoch via Aussendung klar. Dem wolle man einen Riegel vorschieben.

Durchgeführt werden sollen künftig allerdings keine Abgastests im herkömmlichen Sinn, sondern man will untersuchen, ob in Österreich zugelassene Autos mit Software ausgestattet sind, die in der Lage ist, Abgaswerte zu manipulieren, respektive geeignet sind, die Abgasreinigung bei Tests auf dem Rollenprüfstand nicht auszuschalten, um richtlinienkonforme Abgaswerte zu erhalten.

Genau das hat der VW-Abgasskandal nämlich gezeigt: Autohersteller können mittels "Abschalteinrichtungen" standardisierte Tests so beeinflussen, dass niedrige Abgaswerte zustande kommen. Das ist bis zu einem gewissen Grad noch immer legal, wenn es sich mit "Motorschutz" begründen lässt. Weil der Motor beispielsweise bei Hitze oder Frost Schaden nehmen würde.

Offener Startzeitpunkt

Wann das BAV in Wien mit dem Aufspüren von "Schummelsoftware" beginnen will, war am Mittwoch nicht zu eruieren. Da "entsprechend geschultes Personal" erst gefunden und spezielle Messgeräte erst angeschafft werden müssen, sei ein konkreter Zeitpunkt nicht absehbar, sagte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage des STANDARD.

Hinzu kommt, dass das für Unterwegskontrollen zuständige BAV erst aufgerüstet werden muss. Es verfügt wohl über 35 Mitarbeiter, darunter auch Kfz-Techniker, auf die neuartigen Tests müssen sie aber erst eingeschult werden. Die für die Tests notwendigen Rollenprüfstände sollen gekauft oder angemietet werden. Unter Leichtfrieds Vorvorgänger Stöger war das BAV budgetmäßig beschnitten worden. Die vier mobilen Prüfzüge für Lkws samt 30 Technikern fahren seither unter Asfinag-Flagge.

Um Schummeleien besser aufspüren zu können, sollen die Prüfungen nicht analog zu jenen des deutschen Kraftfahrtbundesamts durchgeführt werden, sondern komplementär – etwa mit Tests bei verschiedenen Geschwindigkeiten mit zufälliger Abfolge, sagt Leichtfrieds Sprecher Andreas Strobl. Man stimme sich dabei mit Behörden in Deutschland, Frankreich und Italien ab. (ung, 14.9.2016)