Marcel Duchamps Readymade "Porte-bouteilles" (1959) aus der Sammlung Robert Rauschenbergs soll in einem Museum seine endgültige Heimat finden.


Foto: Succession Marcel Duchamp / ADAGP, Paris 2016

Wien – Ende vergangener Woche schmiss die New York Times die Katze aus dem Sack: Marcel Duchamps revolutionäre Skulptur Porte-bouteilles wird im Auftrag der Robert Rauschenberg Foundation verkauft. Den Deal zog der österreichische Galerist Thaddaeus Ropac an Land, der diesem legendären Werk ab 20. Oktober (bis
14. Jänner 2017) in seiner Niederlassung in Paris (Marais) eine Ausstellung mit begleitendem Katalog widmen wird.

Anfang Oktober sollte eine Pressekonferenz stattfinden, nun sorgte eine Indiskretion für das verfrühte Bekanntwerden. Dass der Flaschentrockner aus der Sammlung des 2008 verstorbenen US-Künstlers auf den Markt gelangt, war absehbar gewesen. Auktionshäuser hatten jedenfalls vergeblich darum gerittert.

Aus internationaler Sicht gilt dies als Sensation, geht es doch um ein Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts, das auch im Œuvre des Künstlers eine besondere Rolle spielte. Porte-bouteilles war, anders als Collagen aus Alltagsgegenständen zuvor, laut Duchamp das allererste Readymade. Ein industriell gefertigter (already made) Gegenstand, der, über die Auswahl des Künstlers der Funktion entbunden und um eine Signatur ergänzt, zum Kunstwerk avancierte.

Legendär ist auch sein Fountain von 1917, ein mit "R. Mutt" si gniertes Pissoir. Weniger geläufig ist das Hat Rack aus dem gleichen Jahr, bei dem es sich ursprünglich wohl um einen Thonet-Wandhuthalter von 1904 handelte. Das Original ging wie andere Readymades verloren, wobei von Hat Rack anhand von Fotografien des Atelierinterieurs noch zu Lebzeiten Duchamps 1964 Repliken hergestellt wurden. Jedoch dürften dabei per spektivische Verzerrungen nicht berücksichtigt worden sein, und die Gestaltung hatte sich vom Thonet-Original entfernt.

Auch der erste Porte-bouteilles von 1914 ging verloren, ließ sich aber 1959 leicht ersetzen. Auf Bitte Duchamps spazierte Man Ray zum Grand Bazar, besorgte einen neuen und schickte ihn nach New York, wo er in der Schau Art and the Found Object zu sehen war. Eine Gruppenausstellung, an der auch Rauschenberg teilnahm und bei der die Skulptur schließlich in seinen Besitz wechselte.

In ein Triple-A-Museum

Nun wird sie in jenem Jahr, in dem sich Duchamps Erfindung des Begriffs Readymade zum 100. mal jährt, eine endgültige neue Heimat finden – "in einem Triple-A-Museum", wie Thaddaeus Ropac betont. Im Sinne Rauschenbergs soll es der Öffentlichkeit zugänglich sein. Deshalb geht es auch nicht um den höchsten erzielbaren Wert. Der Erlös fließt in den Fonds der Stiftung und soll künftige Projekte, etwa einen Catalogue raisonné, finanzieren. Den angepeilten Kaufpreis will man nicht nennen. Er dürfte sich aber in einer Region um die 30 Millionen Dollar bewegen. (Olga Kronsteiner, 14.9.2016)