Die Streitkräfte des bevölkerungsschwachen Nato-Mitglieds Norwegen wollen in den kommenden zwei Jahrzehnten noch stärker als bisher auf die Bedürfnisse im Rahmen der Kooperation im transatlantischen Bündnis fokussieren. Neben der Sicherung der Nordflanke und der Kontrolle gegenüber Russland geht es unter anderem um die Spezialausbildung von Soldaten. Der gezielten Auswahl geeigneter Kräfte soll die geschlechtsneutrale Wehrpflicht dienen, die Norwegen im Jahr 2015 als erstes europäisches Land eingeführt hat.

Frauen ab dem Jahrgang 1997 können demnach ebenso wie Männer eingezogen werden. Im Sommer dieses Jahres rückten die ersten wehrpflichtigen Rekrutinnen ein. Laut der Tageszeitung Verdens Gang lag der Frauenanteil an den 10.000 Neueingezogenen bei knapp 33 Prozent, im Vergleich zu 17 Prozent im Vorjahr. Das Interesse ist groß – in einer Umfrage unter Studenten platzierten sich die Streitkräfte kürzlich als Nummer fünf auf einer Liste der begehrtesten Arbeitgeber.

Statt unter den üblichen rund 30.000 Kandidaten konnte die Armee diesmal unter 60.000 Kandidaten auswählen. Frauen und Männer müssen in der Armee die gleichen Aufgaben ausführen und schlafen in gemeinsamen Unterkünften. Die Wehrpflichtreform sieht man nicht zuletzt als wichtigen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter. Es sei "im Grunde verrückt, dass wir die Hälfte der Bevölkerung so lange von wichtigen Verteidigungsfragen ausgeschlossen haben", so Verteidigungsministerin Ine Eriksen Søreide. (Anne Rentzsch, 15.9.2016)